Nehmt die Klima-Krise endlich ernst!
Die Bilder vom Hochwasser machen Angst. Besonders schlimm: Andere Länder können Klimaschutz besser als Deutschland, beklagt Timo Teggatz. Ein Kommentar.
Es sind Szenen wie beim Weltuntergang: Wassermassen verschlucken ganze Autos, reißen Häuser aus ihrem Fundament und überschwemmen alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Die Bilder des Hochwassers in Polen, Tschechien und Teilen Deutschlands machen einem Angst – und kommen doch nicht überraschend.
Die Klimaforschung warnt schon seit Jahrzehnten, dass sich die Erde dank unseres unglaublichen Co2-Ausstoßes immer weiter erwärmt. Da sollte man doch denken, dass sich die Politiker einig sind und die Klimawende als gemeinsames Projekt ganz oben auf ihre Agenda setzen. Sie finden das unrealistisch? Von wegen!
Dänemark – Vorbild in Sachen Klima
In anderen Ländern klappt das, zum Beispiel in Dänemark: Schon seit der Öl-Krise Ende der 1970er-Jahre versuchen die Skandinavier von fremden fossilen Rohstoffen loszukommen – mit großem Erfolg. Unsere nördlichen Nachbarn sind weltweit führend in Sachen Windkraft. Schon seit 2013 sind Wärmepumpen in neuen Wohnungen und Häusern Pflicht. Innenstädte lassen sich bequem und sicher über gut ausgebaute Radwege erreichen, sodass immer mehr Menschen ihre Autos stehen lassen.
Vorangetrieben haben den Wandel Regierungen aller politischen Richtungen – von grün bis konservativ. Die weltweit größte Wärmepumpe versorgt ab Herbst 100.000 Menschen in Esbjerg klimafreundlich mit Fernwärme aus Nordseewasser. Initiiert hat das Projekt der Bürgermeister, der einer konservativen Partei angehört.
Die Klimawende als gemeinsame Aufgabe – das ist genau der richtige Weg. Doch davon sind wir in Deutschland meilenweit entfernt. Oder können Sie sich vorstellen, dass ein CDU-Politiker irgendwas vorantreibt, was mit Wärmepumpen zu tun hat? Mit „Habecks Heiz-Hammer“ lässt sich eben wunderbar Stimmung machen, da kann der Ansatz noch so richtig sein.
Jedes Windrad ein Sieg der Grünen
Wir müssen weg von den parteipolitischen Spielchen. Jeder Fortschritt in Sachen Klimaschutz muss ein Erfolg sein, über den sich alle freuen. Momentan begreift Markus Söder leider immer noch jedes Windrad in seinem schönen Bundesland als einen Sieg der Grünen. 1.466 Windräder sind 2023 bundesweit genehmigt worden, kümmerliche 17 davon in Bayern. Noch Fragen?
Wir brauchen deshalb jetzt eine gemeinsame Anstrengung aller Parteien, die den Klimawandel nicht leugnen. Kanzler Scholz sollte möglichst bald einen Klima-Gipfel einberufen. Bei der Migrationsfrage klappt das ja gerade auch. Dabei ist das Thema Klima mindestens ebenso dringend wie das Thema Asyl. Denn das Co2, das wir jetzt ausstoßen, wird noch jahrzehntelang die Erde aufheizen.
Um es noch einmal klar zu sagen: Diese eine Maßnahme, die die Klima-Frage löst, wird es niemals geben. Wir müssen alles machen, was möglich ist. Daraus ergibt sich dann – hoffentlich – ein effektiver Klimaschutz. Ob das Tempolimit nun drei, fünf oder sieben Millionen Tonnen Co2 pro Jahr einspart, ist nicht entscheidend. Wir brauchen diese Einsparung auf der Haben-Seite. Wer immer noch in Talkshows behauptet, ein Tempolimit würde „ja gar nicht so viel bringen“, der hat leider nicht verstanden, wie ernst die Lage ist. Liebe liberale Porsche-Fans, wenn wir so weitermachen, überschwemmen die Fluten irgendwann auch eure Autobahnen. Dann bringen euch die schönen Karossen in euren Garagen gar nichts mehr. Wäre doch schade, oder?