Nahost: Deutsche Reformierte kritisieren ihre Weltgemeinschaft

Die reformierten Kirchen in Deutschland haben sich von einer Erklärung ihres Weltbundes zum Nahost-Konflikt ungewöhnlich scharf distanziert. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Weltgemeinschaft den terroristischen Angriff auf Israel nicht deutlich benenne, heißt es in einer am Dienstag in Hannover veröffentlichten Stellungnahme. Sie ist unterzeichnet von der Kirchenpräsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche, Susanne Bei der Wieden, dem Landessuperintendenten der lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, und dem Moderator des Reformierten Bundes in Deutschland mit Sitz in Hannover, Bernd Becker.

In der Erklärung der Weltgemeinschaft werde der Terror der Hamas nicht erwähnt, dieser müsse aber klar benannt werden. Die drei leitenden Theologen betonten, Israel habe das Recht, „die Täter zur Rechenschaft zu ziehen“.

Die Erklärung der Weltgemeinschaft sei ein Versuch zur Ausgewogenheit, „der wir jedoch so nicht folgen können, da sie nicht an einer Stelle die Relevanz und die Auswirkungen des Massakers vom 7. Oktober anerkennt“, hieß es weiter. Der terroristische Angriff habe weltweit Folgen für Israelis sowie Jüdinnen und Juden: „Israel wird nicht mehr als sicherer Ort wahrgenommen, in Deutschland werden Synagogen angegriffen, Israel-Flaggen gestohlen oder geschändet, Wohnhäuser werden von Antisemiten mit Davidsternen gekennzeichnet.“

Die drei Theologen verwiesen auf Leitsätze, die der Reformierte Bund in Deutschland bereits 1990 formuliert habe. Darin heiße es unter anderem: „Wir widersprechen allen Bestrebungen, die das Lebensrecht Israels problematisieren, und sind dem Staat Israel, besonders in seinen Gefährdungen und Bedrohungen, zugewandt und verpflichtet.“