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Nahost-Experte Udo Steinbach mit 82 Jahren gestorben

Steinbach engagierte sich für einen Dialog der Kulturen. Immer wieder bemängelte er eine verzerrte Darstellung des Islams in der westlichen Welt. Dort konzentriere man sich zu sehr auf Extremismus und Terrorismus.

Der Islamwissenschaftler und langjährige Leiter des Deutschen Orient-Instituts, Udo Steinbach, ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 82 Jahren, wie die Maecenata Stiftung in München, für die Steinbach zuletzt tätig war, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag bestätigte. Steinbach war einer der renommiertesten deutschen Nahostexperten und prägte den hiesigen Blick auf die Region rund ein halbes Jahrhundert lang mit.

Von 1976 bis 2006 leitete er das Deutsche Orient-Institut in Hamburg. Durch seine zahlreichen Buchveröffentlichungen, insbesondere zu den politischen und religiösen Entwicklungen in der Türkei und dem arabischen Raum, und als regelmäßiger Talkshowgast wurde er einer größeren Öffentlichkeit bekannt.

Geboren 1943 in Pethau/Zittau, studierte Steinbach von 1965 bis 1970 Orientalistik in Freiburg und Basel. Anschließend wurde er mit einer Arbeit zu einem arabischen Volksroman promoviert. Es folgten Tätigkeiten als Leiter des Nahostreferats der Stiftung Wissenschaft und Politik und der türkischen Redaktion der Deutschen Welle, bevor Steinbach ab 1976 für drei Jahrzehnte als Direktor an der Spitze des Deutschen Orient-Instituts stand. Seit 1991 war er Honorarprofessor an der Universität Hamburg.

Steinbach engagierte sich für einen Dialog der Kulturen. Immer wieder bemängelte er eine verzerrte Darstellung des Islams in der westlichen Welt, die sich vor allem auf Extremismus und Terrorismus konzentriere. Die dänischen Mohammed-Karikaturen bezeichnete er als gezielte Provokation und primitiv.

Nach seiner Pensionierung 2008 lehrte Steinbach am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien an der Philipps-Universität Marburg und übernahm unter anderem Leitungsaufgaben an der Humboldt-Viadrina in Berlin.