Nach Trump-Sieg: Auch US-Kirchengemeinde ist gespalten
Donald Trump wird erneut ins Weiße Haus einziehen. Die einen freuen sich, die anderen haben Angst. Auch eine lutherische Gemeinde in Ohio ist zwiegespalten.
Ein paar Stunden braucht Mike Weaver, um sich zu sortieren. Einen Tag nach den Präsidentschaftswahlen in den USA meldet sich der US-Pastor dann auf seinem Instagram-Account zu Wort. Der Geistliche der lutherischer Gemeinde St. Luke im US-Bundesstaat Ohio, die eine Partnerschaft mit einer deutscher Gemeinde pflegt, postet ein Bild von sich und schreibt seine Gedanken nieder zum 1.Korinther 14: “Strebt nach der Liebe!” Weaver stellt fest: “Manche in unserer Gemeinde sind ermutigt, andere entmutigt. Manche sind zuversichtlich, die anderen sorgenvoll.”
So, wie es wohl der gesamten amerikanischen Gesellschaft geht, ergeht es auch der Kirchengemeinde in der Kleinstadt Gahanna mit ihren 35.000 Einwohnern. Etwa 500 Mitglieder hat die kirchliche Gemeinschaft. Während sich die einen über Trumps Sieg freuen, sind andere schockiert. Auch wenn sich Weaver auf keine politische Seite schlagen will: Auch er sei betroffen gewesen, als es hieß: Donald Trump ist der neue Präsident der Vereinigten Staaten.
US-Pastor: “Wir beten für den Präsidenten, egal wer es ist”
Es sei aber nicht seine Aufgabe oder die Aufgabe der Kirche, die Situation zu bewerten. “Wir beten für den Präsidenten, egal wer es ist”, betont der Pastor. Außerdem möchte er sich die Zeit nehmen, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Egal, welche politischen Ansichten sie haben. “Ich nehme die Leute ernst”, erzählt Weaver.
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Wenn man einmal mit den Menschen ins Gespräch kommt, so Weaver, seien die meisten offen für andere Perspektiven. Wenn es etwa um eines der Kernthemen im US-Wahlkampf gehe, die Migration, fragt Weaver seinen Gegenüber: “Wer hat dieses Land aufgebaut?”. Oder er fragt: “Was hätte Jesus gesagt oder getan?” Und dann plötzlich, komme bei vielen die Einsicht. Schließlich sei Jesus immer an der Seite der Schwachen gewesen.
Kirchengemeinde St. Luke: Eine Hälfte war für Harris, die andere für Trump
Obwohl Weaver schätzt, dass etwa 50 Prozent der Gemeindemitglieder für Harris und 50 Prozent für Trump waren: Die Stimmung sei friedlich. Etwa drei Monate vor der Wahl habe der Pastor das Thema immer mal wieder im Gottesdienst und in seinen Predigten eingebracht. Allerdings nicht auf inhaltlicher Ebene und ohne jegliche Wahlempfehlung, wie er betont, sondern mit Blick auf die herausfordernde Zeit, die bevorsteht.
Trotzdem: Sorgen machen sich die Menschen schon, sagt Weaver. Er inklusive. Und auch die Trump-Wählerinnen und Wähler, betont der Pastor. Viele sorgen sich um die Einheit des Landes oder den Ruf Amerikas in der Welt. Andere blicken mit Sorge auf Trumps Kabinett oder haben Angst davor, dass Trump zum Diktator werden könnte. Besonders Frauen machen sich etwa Gedanken um das Abtreibungsrecht.
Mike Weaver: “Beten für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt”
Statt also politische Diskussionen zu führen, setzt Weaver auf den Glauben. “Wir beten für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt”, sagt der Pastor. Weaver steht auch in Kontakt zu anderen christlichen Gemeinden in den USA. Kürzlich habe er etwa mit einem afroamerikanischen Pastor im Bundesstaat Minnesota gesprochen, der ihm von seinen Ängsten erzählt hat. Das Wichtigste sei für ihn nun der Zusammenhalt: innerhalb der Kirche und in der Gesellschaft.