Das Gemälde „Blick in Ebene“ von Peter Adolf Seehaus aus dem Jahr 1918 ist wieder ins Kunstmuseum Bonn zurückgekehrt. Das expressionistische Bild sei im Januar an die Erbengemeinschaft nach Marie-Louise Koppel-Stadler restituiert und anschließend versteigert worden, erläuterte das Museum am Dienstag. Der neue Besitzer, der Kölner Unternehmer Alexander Schorn, stelle es dem Museum nun als Dauerleihgabe zur Verfügung. Ab dem 9. September werde das Werk des Schülers von August Macke in der Neupräsentation der Sammlung Klassische Moderne „Menschen und Geschichten“ gezeigt.
„Blick in Ebene“ gehöre zu den eindrucksvollen Landschaftsdarstellungen von Seehaus (1891-1919), erklärte das Museum, das einen großen Bestand der Rheinischen Expressionisten beherbergt. Das Gemälde lasse Seehaus’ stilistische Nähe zu seinem Lehrer Macke, zugleich seine eigene künstlerische Handschrift erkennen. Intendant Stephan Berg würdigte die Dauerleihgabe als „wunderbares Beispiel dafür, wie der Spagat zwischen der Wiedergutmachung von erlittenem Unrecht durch NS-verfolgungsbedingten Entzug von Kulturgut und gleichzeitigem Erhalt der Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit gelingen kann“.
Am 31. Januar hatte das Kunstmuseum Bonn das Werk an die Erbengemeinschaft der ursprünglichen Eigentümerin restituiert. Im Rahmen eines vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Provenienzforschungsprojekts war 2021 eine problematische Provenienz festgestellt und das Werk in die Lost Art-Datenbank eingetragen worden. Dort identifizierten es 2023 die Erben und wandten sich an das Kunstmuseum Bonn. Der Restitutionsprozess wurde angestoßen und das Kunstwerk Anfang 2025 an die Nachkommen der rechtmäßigen Eigentümerin übergeben.
Die ursprüngliche Eigentümerin Marie Louise Koppel-Stadler (1887-1973) war eine jüdische Sammlerin. Der Provenienzforschung zufolge befand sich die Gouache „Blick in Ebene“ von Seehaus seit mindestens 1919 in ihrer Sammlung in Köln, von wo sie es unter anderem 1926 zu Ausstellungszwecken an die Berliner Nationalgalerie verlieh. 1929 zog Koppel-Stadler den Angaben nach Berlin, musste allerdings bereits im Oktober 1933 über die Schweiz nach Paris fliehen. Ihre in Köln und Berlin verbliebene Habe wurde konfisziert. Das Werk „Blick in Ebene“ gelangte auf ungeklärtem Weg in die Düsseldorfer Galerie Alex Vömel, die es 1951 an die Städtischen Kunstsammlungen Bonn verkaufte.