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Nach Kimmel-Absetzung: Meinungsfreiheit, wie Trump sie meint

Die Absetzung von US-Talker Jimmy Kimmel zeigt einmal mehr: Die USA sind auf dem Weg in eine Autokratie. Auch die Kirchen machen wenig, um Schlimmes zu verhindern. Ein Kommentar.

Jimmy Kimmel hat eine der beliebtesten Late-Night-Shows der USA moderiert, im Juni 2022 hatte er Joe Biden zu Gast
Jimmy Kimmel hat eine der beliebtesten Late-Night-Shows der USA moderiert, im Juni 2022 hatte er Joe Biden zu GastWikipedia / The White House

Jetzt also auch Micky Mouse: Der zum Disney-Konzern gehörende Sender ABC hat seine Late-Night-Show mit Jimmy Kimmel aus dem Programm geworfen. Nach Stephen Colbert (CBS) ist Kimmel schon der zweite prominente TV-Moderator in den USA, der Donald Trump zum Opfer gefallen ist. Die Aufsichtsbehörde mit einer Trump-Marionette an der Spitze hatte ABC mit dem Entzug der Lizenz gedroht, der Sender knickte ein. Eine beängstigende Entwicklung.

Was ist passiert? In seiner Sendung am Montag hatte Kimmel Trump und seiner Bewegung vorgehalten, politisches Kapital aus dem Mord an Charlie Kirk zu ziehen. Dazu hatte er ein Video-Schnipsel gezeigt, wie Trump die Frage nach seinem persönlichen Trauern mit einem Halbsatz beantwortet, um sich dann selbst zu preisen, weil er im Weißen Haus gerade einen Ballsaal bauen lässt. “So trauert ein Vierjähriger um einen Goldfisch”, lästerte Kimmel. Das war richtig witzig – und natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt, zumal Kimmel eine Comedy-Show machte und keinen Polit-Talk.

Absetzung von Jimmy Kimmel: Es steht schlimm um die Staaten

Die Kimmel-Absetzung zeigt vor allem eines: wie weit es der Präsidenten-Darsteller mit der Aushöhlung der Meinungs- und Pressefreiheit schon gebracht hat. Meinungsfreiheit gilt nur noch für konservative Positionen. Zuletzt hat Trump eine 15-Milliarden-Klage gegen die New York Times angekündigt, eines der wenigen herausragenden kritischen Medien. Wie die Sache ausgeht, ist offen. Sicher ist: Die USA sind auf dem Weg zu einer Autokratie.

Dass es schon richtig schlimm steht um die Vereinigten Staaten, zeigt allein die Tatsache, dass eben nichts passiert. Anders als zu Beginn von Trumps erster Amtszeit gibt es keine Massen-Demonstrationen, etwa gegen die menschenverachtende Jagd auf Einwanderer. Es steht zu befürchten, dass viele Leute schlichtweg Angst haben, ihre Meinung zu äußern – noch ein Kennzeichen einer Autokratie.

USA unter Trump: Kirchen sind gefordert

Umso wichtiger wäre es, dass die Kirchen sich klar zu Demokratie und Meinungsfreiheit aussprechen. Doch seit der tapferen anglikanischen Bischöfin Mariann Budde im Januar ist von den Kirchen wenig Kritisches zu hören. Sie sind immer noch tief gespalten, viele evangelikale Kirchen unterstützen Trump sogar. Sie träumen davon, dass der Präsident ihre erzkonservativen Positionen in die Tat umsetzt. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht irgendwann in einem autokratischen Staat aufwachen, der von Kirchen nicht besonders viel hält.

Unser Autor Timo Teggatz
Unser Autor Timo TeggatzStudioline

Nötig ist jetzt auch ein Aufstand der Prominenten gegen Trump, etwa von Hollywood-Größen, die sich um ihre finanzielle Existenz keine Sorgen mehr machen müssen. Das kann den dringend nötigen Widerstand gegen den Schurken im Weißen Haus in Gang bringen. George Clooney etwa unterstützt bekanntermaßen die Demokraten ebenso wie Rock-Legende Bruce Springsteen und Moderatorin Oprah Winfrey. Doch alle drei erheben aus unverständlichen Gründen kaum ihre Stimme. Macht was, euer Land braucht euch!