Nach Drohnenflügen: Atomgegner fordern mehr Schutz für Zwischenlager
Nach Berichten über nächtliche Drohnenflüge über Industriekomplexen in Stade und Brunsbüttel mahnen Atomkraftgegner rasche Verbesserungen beim Schutz der deutschen Atommüll-Zwischenlager an. Die Sicherung der Zwischenlager hinke den tatsächlichen Bedrohungsszenarien hinterher, erklärte am Montag die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, dass über Industriegebieten in den beiden Städten mögliche nächtliche Drohnenflüge beobachtet worden seien. Es seien „verdächtige Feststellungen mit auffälligen Lichtern am Himmel“ gemacht worden, die „von Flugobjekten“ stammen könnten, teilte eine Sprecherin des niedersächsischen Innenministeriums der Zeitung mit. Um welche Art von Flugobjekten es sich handele, werde noch ermittelt.
Im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sollen die Drohnenflüge Anfang August über dem „ChemCoast“-Park begonnen haben. Direkt daneben liegen ein Flüssiggas-Terminal und das stillgelegte Atomkraftwerk. Laut „Spiegel“ sind seit dem 8. August in mehreren Nächten bis zu vier Drohnen über dem Gelände aufgetaucht. In Stade ist neben dem AKW ein Zwischenlager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll in Betrieb. In Brunsbüttel lagern auch hoch radioaktive Abfälle in Castor-Behältern.
Eine Polizeisprecherin sagte der Zeitung, es werde wegen möglicher Verstöße gegen das Luftverkehrsgesetz ermittelt. Die zuständige Staatsanwaltschaft Flensburg habe die Ermittlungen übernommen.
Der geplante Bau einer zehn Meter hohen Mauer um die Castorhalle in Gorleben herum, die selbst aber 20 Meter hoch sei und deren Deckenstärke lediglich 20 Zentimeter betrage, könne nicht die Antwort auf neue Bedrohungsszenarien sein, sagte der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Ehmke. Für die beiden zentralen Zwischenlager in Gorleben und im westfälischen Ahaus bestünden nicht einmal Überflugverbote, weil es sich nicht um AKW-Standorte handele.
„Es gibt nicht nur Spionage-Drohnen, es gibt auch Kampfdrohnen“, betonte Ehmke. Er verwies darauf, dass bei der Abwehr noch nicht einmal die Zuständigkeiten der Behörden geklärt seien. Offen sei, ob das Innenministerium oder die Bundeswehr zuständig sei. Die Bürgerinitiative erwarte nun „eine starke Reaktion der Atomaufsicht in Hannover und des Innenministeriums“.