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Nach 80 Jahren: Märtyrer-Reliquien zurück im Xantener Dom

Über Jahrhunderte waren sie ein fester Bestandteil des Xantener Doms, dann gerieten sie in Vergessenheit. Nun sind die Gebeine spätantiker Märtyrer wieder da – und Besucher aufgerufen, ihre Meinung abzugeben.

Nach rund 80 Jahren sind die sterblichen Überreste spätantiker Märtyrer in den Xantener Dom zurückgekehrt. Ein restaurierter Reliquienkasten steht samt historischer Inschrift seit einigen Tagen wieder im Hochchor, teilte das Bistum Münster am Dienstag mit. Der Kasten enthält Gebeine, die der Überlieferung nach von römischen Soldaten der Thebäischen Legion stammen, die gemeinsam mit dem heiligen Viktor für ihren Glauben starben.

Im Zweiten Weltkrieg waren die Gebeine aus Schutzgründen ausgelagert worden und gerieten danach weitgehend in Vergessenheit. Die zurückgelassenen Schreine wurden bis auf wenige Ausnahmen zerstört. Fachleute der Kunstpflege im Bistum Münster rekonstruierten nun in jahrelanger Arbeit mithilfe alter Fotografien in den Werkstätten der LVR-Denkmalpflege einen der Reliquienkästen. Auch originale mittelalterliche Teile wurden eingefügt.

Der Xantener Propst Stefan Notz betonte, dass die Reliquien zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg wieder dort seien, wo sie hingehörten. Sie seien “sichtbare Zeugen eines Glaubens, der Menschen in den Tod führte”. Gleichzeitig wollen die Verantwortlichen für die Restaurierung zu einer Diskussion einladen. Denn die Aufstellung des Reliquiars soll auch eine “Machbarkeitsstudie” sein, ob die anderen Reliquienschreine ebenfalls auf den Hochchor zurückkehren könnten, sagt Thomas Fusenig, Leiter der Kunstpflege im Bistum. Daher sind alle Besucherinnen und Besucher des Doms eingeladen, an einer Umfrage teilzunehmen.

Der Sankt Viktor-Dom in Xanten beherbergt in seinem Hochaltar die mutmaßlichen Gebeine des römischen Soldaten Viktor, der Ende des dritten Jahrhunderts wegen seines christlichen Glaubens hingerichtet worden sein soll. Den Grundstein für das gotische Langhaus hatte Propst Friedrich von Hochstaden, Bruder des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, 1263 gelegt. Der Bau dauerte 281 Jahre. Der Xantener Dom war nie Bischofskirche. Das volkstümliche Wort “Dom” bezeichnet nicht immer eine Kirche mit Bischofsstuhl, sondern heißt ursprünglich nur lateinisch “domus”, übersetzt Haus (Gottes).