Nabu NRW: Jungvögel am Boden sind meistens nicht in Not

Der Naturschutzbund (Nabu) in Nordrhein-Westfalen warnt die Bürger davor, vermeintlich hilflose Jungvögel einzusammeln und an einen anderen Ort zu bringen. Zahlreiche Vogeljunge hätten bereits das Nest verlassen, hielten sich in der unmittelbaren Umgebung am Boden auf und bettelten um Futter, teilte der Nabu am Donnerstag in Düsseldorf mit. Davon sollten sich die Bürger aber nicht täuschen lassen und den Vogelnachwuchs mitnehmen. Nur ganz selten handele es sich bei gefundenen Jungvögeln tatsächlich um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigten, sagte die Nabu-Landesvorsitzende Heide Naderer.

„Die Jungtiere einiger Vogelarten verlassen ihre Nester bereits, bevor sie fliegen können“, erklärte der Sprecher des Landesfachausschusses Ornithologie im Nabu NRW, Christian Chwallek. Zurzeit sei dies insbesondere der Nachwuchs von Eulen-, Greif- oder Rabenvögeln. Wer etwas Geduld aufbringe und die unbeholfenen Jungvögel beobachte, könne aber meist feststellen, dass sie weiterhin von ihren Eltern betreut und gefüttert werden. Ein Eingreifen, um die vermeintlich hilflosen Jungvögel zu retten, sei in den meisten Fällen deshalb nicht nötig.

„Lediglich bei Gefahr durch Katzen oder an vielbefahrenen Straßen, sollte man die Jungtiere wegtragen und an einem geschützten Ort in unmittelbarer Nähe des Fundortes wieder absetzen“, betonte der Nabu-Vogelexperte. Dabei kann man junge Vögel ohne Probleme berühren, da der Geruchssinn bei Vögeln im Vergleich zu Säugetieren nur sehr gering ausgeprägt ist. Vogeleltern nehmen ihre Brut deshalb problemlos wieder an. „Wenig sinnvoll ist es jedoch, gesunde, fast flügge Jungvögel in Wildtierauffangstationen zu bringen, da sie von dort entweder aufwendig wieder an ihren Ursprungsort zurückgebracht werden oder später gar ausgewildert werden müssen“, sagte der Fachmann.

Zeigt der gefundene Vogel jedoch sichtbare Verletzungen wie Wunden oder Fehlhaltung von Kopf- und Gliedmaßen auf, sei dringend Hilfe nötig. Solche Jungvögel sollten dann nach Möglichkeit in eine anerkannte Auffangstation oder Vogelpflegestation gebracht werden.