An palästinensischen Opfern des Nahostkonflikts wird aus Sicht des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland zu wenig Anteil genommen. Bezogen auf die mutmaßlich 10.000 Menschen, die im Zuge der israelischen Offensive bereits im Gazastreifen getötet worden seien, sei ein Aufschrei bisher ausgeblieben, erklärte die Dachorganisation zahlreicher muslimischer Verbände am Dienstag in Köln. Wer öffentlich darauf aufmerksam mache, müsse vielmehr mit Ausgrenzung rechnen.
Laut Angaben des Koordinationsrats sind etwa muslimische Schulkinder in Deutschland seit Beginn des Krieges Diskriminierung und Stigmatisierung und “Gesinnungsabfragen” ausgesetzt. Gleichzeitig werde ihre Distanzierung zum Terrorismus der Hamas in Zweifel gezogen. “Dieser Generalverdacht führt insbesondere bei jüngeren Muslimen zu einer Entfremdung– eine zutiefst besorgniserregende Entwicklung”, so der muslimische Dachverband.
Der Koordinationsrat der Muslime mahnte eine Versachlichung der Debatte an und forderte mehr Differenzierung. Insbesondere Medien und Politik warf der Verband eine Spaltung der Gesellschaft in propalästinensisch und proisraelisch vor. Das widerspreche jedoch einem bestehenden Konsens für eine friedliche Lösung. “Die allermeisten Menschen fordern das Ende der Gewalt und Frieden – auf beiden Seiten” so der Dachverband.
Dabei gehe es nicht darum, den Terror zu relativieren oder zu unterstützen. “Wer Verbrechen verteidigt, muss selbstverständlich Gegenwind ernten. Wer jedoch legitime Forderungen stellt, das Leid des palästinensischen Volkes zur Sprache bringt, sich mit ihr solidarisiert, sich für Frieden einsetzt, verdient Gehör.”