Museumsausstellung mit Partyflair
Einmal vor der Kamera abrocken wie Bon Jovi oder einen Welt-Hit schreiben wie Ed Sheeran? Dass solche Träume ausgerechnet in einem Museum wahr werden, klingt unwahrscheinlich. Doch mit der Ausstellung „Music! Feel the Beat“ beweist das LVR-Landesmuseum Bonn das Gegenteil. Ab Samstag laden dort 18 Mitmachstationen zum Filmen, Singen, Tanzen und sogar zum Komponieren ein. Zugleich erfahren Besucherinnen und Besucher, warum Musik so starke Emotionen hervorruft. Auch rund 90 historische Exponate sind bis zum 27. April 2025 in der Ausstellung zu sehen. Alte Musikinstrumente oder elektronische Abspielgeräte vermitteln einen Eindruck von Musik als Teil der Menschheitsgeschichte.
Partystimmung kommt in der Video-Mitmachstation auf, in der sich selbst talentfreie Musikerinnen und Musiker wie ein Star fühlen können. Mit Hilfe von aufblasbaren Instrumenten, Mikrofon, Hüten oder Sonnenbrillen kann hier jeder ein cooles Musikvideo vor einem individuell ausgewählten Hintergrund aufnehmen. Per E-Mail gelangt die fertige Aufnahme dann auf den eigenen Rechner. Und auch die schlechtesten Sänger müssen sich in der Ausstellung nicht scheuen, einmal voll aufzudrehen – dank Carpool Karaoke. Hier können ambitionierte Sängerinnen und Sänger in ein kleines Auto steigen und einfach die Türen fest verschließen. Dort, wo normalerweise ein Navigationsgerät den Weg weist, befindet sich ein Karaoke-Gerät mit einer Auswahl an Songs für jeden Geschmack – von Queen oder Madonna bis Helene Fischer. Außerhalb des Autos ist kaum etwas zu hören.
Ganz ruhig trotz lauter Musik ist es auch in der Silent Disco. Auf dem Dancefloor können maximal 18 Tänzerinnen und Tänzer zu Partymusik über Kopfhörer abrocken. Besucherinnen und Besucher, die ein bisschen Anleitung zum Tanzen haben möchten, finden diese an der Tanzstation „Let’s Dance“ – ein Schnellkurs durch die Geschichte des Tanzes. Zwei Schülerinnen einer Bonner Tanzschule animieren per Video zum Mitmachen und führen durch die Tanzstile vom mittelalterlichen Saltarello bis zum Hip Hop.
Und wer in der großen Auswahl an Songs absolut nicht fündig wird, kann sein eigenes Stück komponieren. An einer Station mit Schaltpult und Keyboard können Besucherinnen und Besucher ihren eigenen Song kreieren. Damit das gelingt, erfahren sie die Formel für Nummer-Eins-Hits. Zum Erfolgsrezept gehört, dass viele Popsongs aus einem vergleichbaren Schema bestehen und bestimmte Rhythmen bevorzugt werden. Das fertige Werk kann dann als mp3-Datei gleich auf das eigene Smartphone geschickt werden.
Die Wirkung von Musik zu kennen, ist ein Muss für Komponisten von Chart-Hits. Ein dreidimensionales Modell des Gehirns zeigt, wie Musik unser Empfinden und Gedächtnis beeinflusst. Was Klänge im eigenen Gehirn auslösen, lässt sich auch gleich am Beispiel von Filmmusiken testen. Eine rasante Szene aus einem Harry-Potter-Film, das Quidditch-Turnier, kann einmal mit der Original-Musik angeschaut werden. Wählt man dann aber eine andere Film-Musik, etwa die James-Bond-Titelmelodie von Adele oder gar eine lustige Zirkus-Melodie, so verändert sich der Gesamteindruck der Szene vollkommen.
Auch Klassik-Fans kommen in der Ausstellung auf ihre Kosten. Dank einer 3-D-Tonaufnahme des Beethoven Orchesters Bonn können Besucherinnen und Besucher in die Rolle von Orchestermusikern schlüpfen. Sie können nun den zweiten Satz der neunten Sinfonie Ludwig van Beethovens vom Sitzplatz der Musiker aus erleben – etwa am Standort der Querflöte, der Posaune, der ersten Geige oder der Pauke. Es handele sich bislang um die weltweit einzige Orchester-Aufnahme dieser Art, sagt Kuratorin Anna Fuhrmann.
Neben den vielen Mitmachaktionen behandelt die Ausstellung aber auch kulturhistorische Fragen rund um die Musik. Besucherinnen und Besucher können an einer interaktiven Wissensstation zum Beispiel etwas über das älteste Musikinstrument oder die Erfindung von Noten erfahren. Zu sehen sind auch Musikinstrumente aus verschiedenen Epochen oder Kulturen sowie historische Abspielgeräte wie etwa Grammophone, Plattenspieler oder Tonbandgeräte.
Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Landesmuseums mit dem Museon-Omniversum in Den Haag, dem Braunschweigischen Landesmuseum und dem Limburgs Museum Venlo, wo sie bereits zu sehen war. In Bonn war die Ausstellung schon 2019 einmal in etwas anderer Form aufgebaut worden, hatte dann aber wegen der Corona-Pandemie vorzeitig schließen müssen. Ein neuer Teil der Schau, der zu Pandemiezeiten undenkbar war, ist nun auch eine offene Bühne, bei der an jedem ersten Freitag im Monat Musikerinnen und Musiker auftreten dürfen.