Museum Fünf Kontinente zeigt Sonderausstellung zu Kolonialismus
Mit dem Kolonialismus von Kunstwerken und mit seiner eigenen Geschichte beschäftigt sich das Museum Fünf Kontinente in einer Sonderausstellung: „Der Kolonialismus in den Dingen“ ist von Freitag (8. November) bis 18. Mai 2025 zu sehen. Gezeigt werden Kunstwerke aus Afrika, Asien und Ozeanien, die in der Kolonialzeit nach München gelangten. Erläutert wird, wie sie während der kolonialen Expansion geraubt, gekauft, getauscht oder als Geschenk angenommen wurden.
Mit der Schau setzt sich das staatliche Museum zugleich mit seiner eigenen kolonialen Vergangenheit und seinem Selbstverständnis in der Gegenwart auseinander. Laut Ausstellungskurator und Provenienzforscher Richard Hölzl geht es um drei Aspekte: Herkunft, Unrecht und eigene Geschichte zu dokumentieren, mit den Herkunftsgesellschaften und ihren Forschenden zusammenzuarbeiten und dem Publikum die Provenienz der Objekte zu vermitteln.
Zu sehen sind Schlüsselwerke der postkolonialen Debatte wie der Schiffschnabel der Bele Bele aus Kamerun, um den Verhandlungen mit der kamerunischen Regierung laufen, ebenso wie Kunst, Kulturgüter und Alltagsgegenstände aus Ländern von Tansania über Indien bis zu den Philippinen. Die Sonderausstellung umfasse einen „kleinen Ausschnitt“ aus den Sammlungen des Museums, so Hölzl. Von den rund 160.000 Stücken des Museums stamme etwa ein Sechstel aus ehemaligen deutschen Kolonialgebieten. Aus einem „gewalttätigen Kontext“ kommen nach grober Schätzung mehrere tausend Gegenstände, wie Hölzl auf epd-Nachfrage sagte.
Nach drei Forschungsprojekten zu Provenienz ist die Sonderausstellung laut Museumsdirektorin Uta Werlich ein erster Versuch, das Thema Kolonialismus öffentlich aufzuarbeiten. Das 1862 gegründete Haus durchlief mehrere Wandlungen und hieß bis 2014 „Museum für Völkerkunde“. Hölzl zufolge geht es darum, Transparenz zu schaffen und zum Nachdenken über das komplexe Thema anzuregen, bei dem es „nicht mit Rückgabeforderungen getan“ sei. Die Kunstwerke würden durch ihre koloniale Geschichte zu historischen Zeugnissen, was einen „dialogischen Umgang“ nötig mache.
Die Schau gliedert sich in drei historische Etappen von den frühen kolonialen Aneignungen Mitte des 19. Jahrhunderts über die Zeit deutscher Kolonialherrschaft (1884-1918) bis zum Übergang zu einer verantwortungsvollen Beschäftigung damit. Beleuchtet werden unterschiedliche Kontexte von Kolonialismus, etwa auch die christliche Mission, ebenso wie die strategische Verbreitung der kolonialen Idee über ganz Bayern. (01/3318/05.11.2024)