Für eine Doku hat sich Anne Will mit Deutschlands Kriegstüchtigkeit befasst. Bei der Recherche musste sie auch ihre eigene Einstellung zu Krieg, Frieden und Landesverteidigung überdenken.
TV-Moderatorin Anne Will plädiert für eine Wehrpflicht auch für Frauen. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte die 59-Jährige, sie beschäftige sich angesichts der heiklen Weltlage mit der Frage, wie man eine Wehrpflicht neu aufsetzen könne. “Ich war mit 18 schon der Meinung, dass auch Frauen eingezogen werden sollten, das sehe ich heute immer noch so.”
Sie habe in den vergangenen Jahren verstärkt über die Frage nachgedacht, wie sie sich im Ernstfall verhalten würde: “Ich würde mich auch gerne in der einen oder anderen Form für das Land engagieren”, so die Journalistin weiter. “Für den Dienst an der Waffe bin ich aber zu alt, da wartet keiner auf mich.” Außerdem sei sie nicht entsprechend ausgebildet, eben weil Frauen wie sie in jungen Jahren nicht eingezogen wurden.
Am Montag zeigt die ARD um 20.15 Uhr eine Doku, die Will gemeinsam mit der Autorin und Filmemacherin Julia Friedrichs gedreht hat: “Angst vor Krieg. Die Deutschen in der Zeitenwende”. In der Dokumentation gehen sie der Frage nach, ob Deutschland und Europa Angst vor einem Krieg mit Russland haben müssen – und wie man sich auf diesen Fall vorbereiten kann. Dafür sprechen sie unter anderen mit minderjährigen Bundeswehr-Rekruten, Friedensaktivisten, Verteidigungsminister Boris Pistorius und dem russischen Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew.
Letzter betont im Interview mehrfach, “bis jetzt” befinde man sich mit Europa nicht im Kriegszustand. Er beklagt eine zunehmende Aufrüstung des Westens und weist eine Schuld seines Landes am Krieg mit der Ukraine zurück. “Der Botschafter etabliert hier sein eigenes Opfernarrativ und schafft einen Vorwand für einen etwaigen Angriff”, so Will.
Im Baltikum etwa sei man mit Blick auf Russland wesentlich kritischer. “In Litauen habe ich bei den Dreharbeiten erlebt, dass die Menschen, die an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad leben, sich da nie Illusionen gemacht haben”, sagte Will. Friedrichs ergänzte: “Wenn man die Panzersperren auf der Brücke zwischen Litauen und Russland sieht, wird einem klar, dass wir es uns zu leicht gemacht haben.” Es sei alternativlos, diese Bequemlichkeit schnell abzulegen.