Mitpilgern für Klimagerechtigkeit

Bad Bramstedt und Alveslohe sind im September Etappenziel des Ökumenischen Pilgerwegs für Klimagerechtigkeit „Geht doch!“. Er führt von Flensburg innerhalb mehrerer Monate zur Weltklimakonferenz in Paris. Unterwegs sind alle eingeladen, ein Stück des Weges mitzugehen und so auf die globale Dimension des Klimawandels aufmerksam zu machen.

Gerd Andresen ist ein Urgestein in Sachen Umweltschutz und Kirche. Deshalb nimmt er die Klimapilger am Montag, 21. September, auch am Gesundbrunnen vor den Toren Bad Bramstedts in Empfang: mit einem gelb-lackierten Holzstuhl und Flatterband. "Mit diesem Trassenband markieren wir, wo die seismischen Linien verlaufen", erklärt Andresen. Damit will Andresen den Pilgern erklären, warum er sich in einer Bürgerinitiative für ein Frackingfreies Auenland einsetzen und Fracking für das Klima bedeutet. Auch Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach heißt die Gruppe am späteren Nachmittag willkommen.
Aktuell werden bereits mehr als 70 Pilger in Bad Bramstedt erwartet. Doch noch laufen die Anmeldungen, außerdem können sich Menschen jederzeit spontan entschließen, eine Etappe mitzulaufen. "Familien, Wandergruppen, Naturschutzfreunde, Tagesausflügler. Seien Sie mit dabei, es lohnt sich", verspricht Silke Leng. Sie ist Diakonin der Ökumenischen Arbeitsstelle des Kirchenkreises Altholstein. Gemeinsam mit Engagierten entlang der Strecke organisiert sie die Aktion.
Dass der Pilgerweg durch Bad Bramstedt, Nützen und Alveslohe führt, dafür hat Propst Kurt Riecke gesorgt. Als es im zuständigen Gremium um die Streckenführung ging, hat er die Hand gehoben. "Weil wir uns mit Klimagerechtigkeit im Kirchenkreis Altholstein intensiv beschäftigen", findet Riecke und verweist auf eine Synodensitzung eigens zum Klima oder auf den eben beschlossenen Umweltausschuss. Die Folgen des Klimawandels erschüttern ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er an Papua-Neuguinea denkt. Auf den Inseln im Südpazifik hat er lange gelebt und gearbeitet, der Kontakt ist nie abgebrochen. "Da gibt es Landstriche, wo aus einer Insel zwei geworden sind, weil der Bereich dazwischen dauerhaft überflutet ist. Und die Leute müssen sehen, wo sie bleiben", berichtet Riecke.
Wie selbstverständlich pilgert der Bad Bramstedter Propst für einen Tag mit. Am Abend begleitet er die Pilger zum offenen Singen mit Chor und Kantor Ulf Lauenroth. Pilgerherberge ist am 21. September das Gemeindehaus im Schlüskamp. Von dort bricht Riecke am Dienstag mit der Gruppe zur knapp 20 Kilometer langen Etappe über die Kaltenkirchener Heide auf. Zwischenstopp ist Nützen mit einer Überraschung im Dorfkrug. Am Ziel des Tages, in Alveslohe, feiern die Pilger eine Andacht und lassen sich eine echte Holsteiner Kartoffelsuppe schmecken. In Planung ist zudem ein "bunter Abend" mit Zeit für Gespräche in gemütlicher Atmosphäre.
Von der Alvesloher Kirche zieht die Gruppe am Mittwoch weiter in Richtung Hamburg. "Dieses Pilgern ist eine gewaltfreie Äußerung, eine Form auf Missstände hinzuweisen, bei der man sich auch selbst sehr persönlich mit Klimagerechtigkeit auseinandersetzt", fasst Riecke für sich den Sinn der Aktion zusammen. Gerd Andresen hat konkretere Vorstellungen: "Bei der Klimakonferenz in Paris muss es endlich zu greifbaren Ergebnissen kommen. Für die Kirche heißt das: Nicht nur von der Kanzel reden, sondern wir werden jetzt aktiv."
"Geht doch! Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit" ist eine Initiative von Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und Jugendverbänden. Sie startet in Deutschland am 13. September in Flensburg. Die knapp 1500 Kilometer lange Strecke nach Paris verläuft entlang traditioneller Pilgerwege. Die einzelnen Etappen betragen zwischen 20 und 25 Kilometer pro Tag. Auch Ruhe-, Aktions- und Workshoptage sind geplant.
Ausführliche Informationen und Anmeldung unter www.klimapilgern.de oder bei Diakonin Silke Leng.