Missionstheologe: Historische Dominanz deutscher Kirchen überwunden

Die Vereinte Evangelische Mission (VEM) will sich angesichts des „absehbaren Rückgangs“ der Finanzmittel ihrer deutschen Mitgliedskirchen künftig mehr auf die Stärke ihrer Mitglieder im globalen Süden verlassen. Die Kirchen in Afrika und Asien hätten in den vergangenen Jahren zunehmend finanzielle Verantwortung übernommen, sagte der scheidende Generalsekretär der VEM, Volker Martin Dally, in einer Videobotschaft, wie eine Sprecherin am Montag in Wuppertal mitteilte. Der 63-jährige Pfarrer übergibt am 1. März die Amtsgeschäfte an den Theologen Andar Parlindungan aus Indonesien.

Der Kirchen im Süden seien zudem bereit und „stark genug“, ihre Missionare nach Deutschland zu schicken, um die Kirchen hierzulande bei der Verkündigung des Evangeliums in einem zunehmend säkularen Umfeld zu unterstützen, sagte Dally. Davor habe man keine Angst, denn die Bedeutung des Christentums habe sich in der Vergangenheit „immer über die Kontinente hinweg verlagert“.

Die gewachsene finanzielle Stärke der asiatischen und afrikanischen Mitgliedskirchen zeigt sich laut Dally auch durch die Übernahme von Unterkunfts- und Verpflegungskosten der VEM-Vollversammlungen und anderer internationaler Konferenzen. Auch hätten die örtlichen Kirchen Grundstücke in der Demokratischen Republik Kongo, in Tansania oder in Indonesien an die VEM übereignet. Diese Land könne zum Bau von Büros oder für einkommenschaffende Projekte verwendet werden, erklärte der Missionstheologe.

Nach Ansicht Dallys ist die historisch bedingte Dominanz der innerhalb der VEM in der Minderheit befindlichen deutschen Mitgliedskirchen überwunden. Dies äußere sich zum Beispiel durch die Errichtung großer Regionalbüros in Indonesien und Tansania. Mit beiden Niederlassungen werde die Arbeit der Kirchengemeinschaft in Afrika und Asien durch mehr Personal und eine bessere Infrastruktur gestärkt, hob Dally hervor. Das Wuppertaler Büro der VEM verliere „das Verständnis, Missionszentrale zu sein“.

Alle drei Regionen der VEM seien jetzt gleichermaßen an der Planung und Umsetzung der inhaltlichen Schwerpunkte der Kirchengemeinschaft wie etwa der Bildungsarbeit unter dem Titel „Globales Lernen in ökumenischer Perspektive“ beteiligt, so der scheidende Generalsekretär.

Der künftige VEM-Generalsekretär Parlindungan ist seit 2014 Vorstandsmitglied der Organisation und Abteilungsleiter für Programme. Die Vereinte Evangelische Mission ist eine internationale Gemeinschaft von 39 Mitgliedern, darunter 32 Kirchen in Afrika und Asien, sechs deutschen Kirchen sowie den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.