Missbrauchstäter bleibt im Straßennamen – Kritik vom Beirat
Die Georg-Zimmermann-Straße in Eslarn in der Oberpfalz behält den Namen eines Priesters, der wegen Missbrauchs in Haft saß. Der Betroffenenbeirat Regensburg will das Ergebnis akzeptieren – und reagiert zugleich scharf.
Im oberpfälzischen Eslarn gibt es weiter eine nach einem verurteilten Missbrauchstäter benannte Straße. Die Einwohner der zum Bistum Regensburg gehörenden Gemeinde entschieden sich bei einem Bürgerentscheid dafür, die nach dem Priester Georg Zimmermann betitelte Straße nicht umzubenennen. Laut Wahlergebnis vom Sonntagabend stimmten rund 58 Prozent gegen die Umbenennung.
Der Betroffenenbeirat Regensburg reagierte mit Bedauern auf die Nachricht. Zwar akzeptiere man das Ergebnis dieser demokratischen Wahl, teilte der Beirat mit. Aber: “Unserem Empfinden nach wurde eine große Chance verpasst, ein deutliches Signal zu setzen, als Vorbild für den Umgang mit Betroffenen, weit über die Marktgrenzen hinaus, das ganz klar zum Ausdruck hätte bringen können, wie die Bürgerinnen und Bürger der Marktgemeinde Eslarn verantwortungsvoll mit Anerkennung, Aufklärung und Aufarbeitung der markteigenen Geschichte umgehen.”
Weiter hieß es: “Für uns Betroffene und für alle Betroffenen gilt damit, dass wir ein weiteres Mal zu Opfern gemacht werden, weil wir mit unserem Leid wieder nicht gehört wurden, so, wie uns in unserer Kindervergangenheit Scham und Schande davon abhielten zu sprechen.” Die Spaltung der Gemeinde werde bestehen bleiben, bis das Missbrauchsgeschehen eines Tages wirklich aufgearbeitet sei. Der Beirat biete daher an, sich auch in Eslarn zu gegebener Zeit an Aufarbeitung und Prävention zu beteiligen.
Der Beirat ergänzte: “Wir hoffen sehr und wünschen es der Marktgemeinde Eslarn und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, dass nicht nur die Bistumsspitze mit Bischof Dr. Voderholzer und Generalvikar Dr. Batz, die uns immer unterstützt haben, sondern auch endlich die Vertreter der Kirche im Ort ihre Verantwortung erkennen und handeln, wie die Bistumsspitze gehandelt hat. Wir bedanken uns beim Bistum Regensburg für die Unterstützung.”
Ferner bat der Beirat alle auch mittelbar von Missbrauch Betroffenen, sich an der bistumsübergreifenden Studie zum quantitativen Ausmaß des Missbrauchs im Rahmen der katholischen Kirche zu beteiligen. Zuständig sei der unabhängig arbeitende Rechtsanwalt Ulrich Weber, Kontakt: www.uw-recht.org und uweber@iw-recht.org.
Der aus Eslarn stammende Regensburger Diözesanpriester Georg Zimmermann (1916-1984) war Diözesanmusikdirektor und saß wegen Kindesmissbrauchs im Gefängnis. In seiner Heimatgemeinde, wo der Geistliche seit 1973 seinen Ruhestand verbrachte, war er jedoch weiter ein angesehener Mann, nach dem eine Straße benannt wurde. Auf Initiative des Betroffenenbeirats hatte der Eslarner Gemeinderat im Mai dieses Jahres eine Umbenennung beschlossen.
Die Anwohner der Straße hatten dann fast 700 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen die Umbenennung gesammelt, das vom Gemeinderat zugelassen worden war. Bürgermeister Reiner Gäbl (SPD) hatte den betroffenen Anwohnern im Vorfeld zugesichert, dass die Gemeinde im Falle einer Umbenennung keine Gebühren für Verwaltungsangelegenheiten wie Adressänderungen erheben werde.