Missbrauch: Landeskirche will Aufklärung und Prävention erweitern
Die hannoversche Landeskirche will die Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Kirche weiter verbessern. Das Thema sei lange verdrängt worden, sagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Jens Lehmann, am Mittwoch vor der Landessynode in Hannover. Die im Januar veröffentlichte ForuM-Studie zum Missbrauch in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe jedoch gezeigt, dass das Ausmaß der Taten größer sei, als man es in der Kirche wahrhaben wollte.
Lehmann berichtete vor dem Kirchenparlament, die Landeskirche habe ihre Fachstelle zu sexualisierter Gewalt weiter personell aufgestockt. Dort seien aktuell neun Personen in unterschiedlichen Stellenumfängen beschäftigt. Zwei weitere Stellen sollten noch besetzt werden. In der Vergangenheit hatten Missbrauchs-Betroffene Kritik an der Arbeit der Fachstelle und deren unzureichender Ausstattung geäußert.
Zum Januar werde im Landeskirchenamt erstmals die neu geschaffene Stelle eines persönlichen Referenten besetzt, die sich hauptsächlich dem Thema sexualisierter Gewalt widmen solle, sagte Lehmann weiter.
Ein weiteres Ziel sei es, alle Mitarbeitenden der Landeskirche für Präventionskonzepten zu schulen. In der größten evangelischen Landeskirche in Deutschland sind nach seinen Angaben rund 23.000 Menschen hauptamtlich beschäftigt. Bis Ende des Jahres hätten bereits rund 10.000 von ihnen eine Schulung durchlaufen. Weitere 10.000 sollten im kommenden Jahr dazukommen. Bis Ende 2026 sollten auch alle Ehrenamtlichen an den Präventionskursen teilnehmen.
Zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt solle spätestens im März eine Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission der evangelischen Kirchen in Niedersachsen und Bremen mit ihrer Arbeit starten, sagte Lehmann weiter. Es gelte, das richtige Tempo vorzulegen, auch mit Blick auf einheitliche Regelungen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).