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Millionenförderung für geisteswissenschaftliche Forschung aus NRW

Vier Forschungsprojekte mit nordrhein-westfälischen Wissenschaftlern werden ab dem kommenden Jahr in das Akademienprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien aufgenommen. In dem von Bund und Ländern finanzierten Programm erhalten die Forschungsvorhaben eine Förderung über bis zu 25 Jahre, wie NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) am Sonntag in Düsseldorf mitteilte. Insgesamt werden rund 42 Millionen Euro für die Langzeit-Projekte bereitgestellt, die an den Universitäten in Aachen, Bielefeld, Bochum, Köln und Münster angesiedelt sind.

Das Akademienprogramm ist den Angaben nach das größte Langzeit-Forschungsprogramm für geistes- und sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung der Bundesrepublik Deutschland. Mit den vier neu ausgewählten Projekten werden künftig 19 Projekte an nordrhein-westfälischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen über das Akademienprogramm gefördert.

An der Uni Münster geht es den Angaben nach unter der Leitung der Professoren Hubert Wolf, Michael Seewald und Jan Vom Brocke um jüdische Bittschreiben aus ganz Europa an den Papst. Tausende Jüdinnen und Juden wandten sich während der Schoah an den Papst. Diese Schreiben sowie vatikanische Entscheidungsunterlagen sind erst seit 2020 zugänglich. Sie werden in dem Projekt digital ediert und auf einer mehrsprachigen Online-Plattform öffentlich zugänglich gemacht.

An den Universitäten Köln und Münster geht es unter der Leitung der Professoren Charikleia Armoni, Jürgen Hammerstaedt und Patrick Sänger um die in der Bancroft Library in Berkeley lagernden, rund 20.000 Papyri aus der hellenistischen Zeit. Die ursprünglich als Umwicklungen von Krokodil- und Menschenmumien in der Nekropole von Tebtynis dienenden Materialien will das Forschungsteam erstmals systematisch erschließen.

Wissenschaftler der RWTH Aachen und der Universität Bielefeld blicken unter der Leitung von Gabriele Gramelsberger und Carsten Reinhardt auf Digitalisierung in der Wissenschaft. Ziel sei es, wissenschaftliche Software aus den Jahren 1950 bis 2010 systematisch zu sichern, zu analysieren und editorisch aufzubereiten, hieß es.

An der Ruhr-Universität Bochum geht es unter der Leitung von Thomas Stöllner um Westgermanien im Wandel während der römischen Kaiserzeit. Der Raum zwischen Weser, Rhein und Nordsee sei zentral für das Verständnis der römisch-germanischen Beziehungen im ersten bis vierten Jahrhundert. Trotz vieler Großgrabungen seien zahlreiche Funde bislang unveröffentlicht, hieß es. Das 18-jährige Akademieprojekt erschließe diesen Quellenbestand systematisch.