Betroffene Kinder weinen nur noch oder werden aggressiv: Millionen junger Menschen sind in Krisengebieten ohne psychologische Unterstützung. Zum Welttag der psychischen Gesundheit fordern Helfer mehr Engagement.
Immer mehr Kinder bräuchten psychosoziale Unterstützung – doch nur ein Bruchteil bekommt sie: Zum Welttag der psychischen Gesundheit am Freitag ziehen Hilfsorganisationen diese alarmierende Bilanz. “In Krisenregionen ist der Zugang zu psychischen Gesundheitsdiensten oft extrem unzureichend”, erklärten die SOS-Kinderdörfer am Mittwoch in München. Sprecher Boris Breyer rief die Weltgemeinschaft zum Handeln auf.
“Die Gewalterfahrungen, denen Kinder im Krieg ausgesetzt sind, stehen in drastischem Gegensatz zu ihrem Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und Entfaltung”, erklärte der Experte. Er verwies auf Zahlen der Vereinten Nationen, nach denen rund 473 Millionen Kinder von Kriegen und Konflikten betroffen sind. Die Folgen seien Angststörungen, anhaltendes Weinen, sozialer Rückzug oder auch aggressives Verhalten. Wenn betroffene Kinder eine Entwicklungsstörung erlitten, erhöhe dies zudem das Risiko für langfristige psychische Beeinträchtigungen.
Auch die Zahl der vertriebenen Kinder hat sich laut UN in den vergangenen 14 Jahren weltweit fast verdreifacht. Ende 2024 waren demnach knapp 50 Millionen Kinder auf der Flucht. Die SOS-Kinderdörfer zitieren Studien, aus denen Zahlen zu Erkrankungen hervorgehen: So liege bei geflüchteten Kindern und Jugendlichen der Anteil der von einer posttraumatischen Belastungsstörung Betroffenen bei knapp 23 Prozent; rund 16 Prozent litten unter einer Angststörung und 14 Prozent unter Depressionen.
Der Zugang zu psychosozialer Versorgung könne entscheidend sein, hieß es weiter. Doch der durchschnittliche Anteil der staatlichen Ausgaben für psychische Gesundheit halte mit nur zwei Prozent des Gesundheitsbudgets “bei weitem nicht Schritt mit dem steigenden Bedarf”: Die durchschnittliche Zahl der Fachkräfte im Bereich der psychischen Gesundheit liege bei 13 pro 100.000 Einwohnern; in Ländern des globalen Südens, insbesondere in Krisenregionen, sei der Mangel besonders ausgeprägt.