Zerbrechlicher Frieden in Litauen: Das Friedenslicht erreicht die Battlegroup an der Nato-Ostflanke. Was der deutsche Militärseelsorger den Soldaten in dieser Zeit mitgibt.
Erstmalig hat die Bundeswehr das Friedenslicht aus Bethlehem zum Nato-Stützpunkt ins litauische Rukla gebracht. Wie der dortige Militärseelsorger Sven Hofmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Montag sagte, habe er beim Eintreffen in der Kirche des Stützpunkts daran erinnert, dass das Friedenslicht “in diesem Jahr noch mal ganz besonders viel Mut machen möchte zu kleinen oder großen Heldentaten”.
Hofmann hatte das Friedenslicht am Montagvormittag am Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover von Pfadfindern entgegengenommen. Mit einem Transportflugzeug der Bundeswehr ging es nach Kaunas – und von dort aus, begleitet von der Militärpolizei, nach Rukla. Dort ist der größte Militärstützpunkt der litauischen Streitkräfte angesiedelt. Er beherbergt die multinationale Nato-Battlegroup, deren Aufgabe die Verteidigung der Nato-Ostflanke ist. Durchs Spalier, das einige Soldaten gebildet hatten, habe er das Friedenslicht in die kleine Kirche gebracht, berichtete Hofmann.
Beim Empfang auf dem Stützpunkt habe er gemerkt, dass die Aktion durchaus auch international wahrgenommen werde. Denn an der multinationalen Kampfgruppe seien neben den deutschen Soldaten auch Niederländer, Belgier, Tschechen, Kroaten und Norweger beteiligt. Auch die Litauer “nehmen das wahr und erfreuen sich ein bisschen daran, weil es ein besonderes Zeichen für sie ist”. Denn gerade in Rukla erscheine der Frieden zerbrechlich: “Letzten Endes stehen die Soldaten mit ihrem Auftrag hier natürlich für den Erhalt des Friedens in Europa”, sagt Hofmann. “Da ist es umso spannender, dieses kleine, sehr fragile Zeichen in den Mittelpunkt zu stellen.”
Der Militärseelsorger betonte, für manche Soldaten sei es sehr belastend, Advent und Weihnachtszeit fern der eigenen Familie im Einsatz zu verbringen. In dieser schwierigen Situation strahle das Friedenslicht ein wenig Geborgenheit aus. Belastend sei auch die politische Situation. Die Grenze zu Belarus oder die russische Enklave Kaliningrad seien von Rukla aus innerhalb von zwei bis drei Stunden zu erreichen, sagt Hofmann. Die Soldaten hätten keine Angst, aber es gebe zumindest deutlichen Respekt vor der Situation: “Wenn etwas passiert, dann sind wir die ersten, die involviert sind.” Er versuche zudem, mit der kleinen Kerzenflamme nach einem für einen jungen belgischen Soldaten tödlichen Schießunfall wieder ein bisschen Hoffnung in die Truppe zu bringen.
Damit sich auch andere an diesem Friedenszeichen erfreuen können, will Hofmann das Licht zur Brigade in Vilnius bringen, in die deutsche Botschaft, in die deutsche Grundschule in Vilnius, zur litauischen Militärseelsorge und zum aus Deutschland stammenden vatikanischen Nuntius in Litauen, Erzbischof Georg Gänswein.