Die aktuelle Debatte darüber, ob syrische Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückkehren sollen, zerstört nach Ansicht des Bürgermeisters im württembergischen Ostelsheim, Ryyan Alshebl, jahrelange Integrationsarbeit „und zerreißt sozialen Frieden“. Der Grünen-Politiker, der vor zehn Jahren aus Syrien geflohen ist, sagte am Dienstag bei den „Tagen für Migration“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg, den Syrern, die in Deutschland als Pflegekraft, Busfahrer oder Arzt arbeiteten, müsse eine Perspektive gegeben werden. Sie sollten innerhalb von zwei bis drei Jahren einen dauerhaften Aufenthalt erreichen können.
In der Diskussion über Migration seien die Pläne, Syrer wegen des Endes des Bürgerkriegs zurückzuschicken, ein „Brandbeschleuniger“, warnte Alshebl. Teile Syriens seien für Rückkehrer nicht sicher. Bestimmte religiöse Gruppen müssten dort Angst vor Massakern haben.
Statt eine Migrationsdebatte zu führen forderte Alshebl, die „strukturelle Mangelverwaltung anzugehen, die durch Migration offengelegt wird“. Bei der Unterbringung der Flüchtlinge seien 85 Prozent der Kommunen wegen Bürokratie und Geldnot im „Krisenmodus“. Er sprach von „organisiertem Stillstand“, wenn etwa in seinem Landkreis der Schutz einer Eidechsenart auf einem Gelände den Bau einer Flüchtlingsunterkunft verhindere.
Die Zahl der Asylsuchenden, die nach Deutschland kommen, hat sich nach Berechnung der Leiterin des Zentrums für Migration der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Victoria Rietig, seit dem Antritt der neuen Bundesregierung nicht verringert. Die ausgerufene „Migrationswende“ sei eine Symbolpolitik, sagte Rietig, der sie aber eine Wirkung nicht absprach. Zwar sei die Zahl der Rückführungen genauso hoch wie im Durchschnitt der letzten drei Jahre, die illegalen Grenzübertritte seien aber deutlich zurückgegangen. (3524/11.11.2025)