Mentale Hilfen nötig – Paus: Ausgangslage an Schulen bedrückend

Jederzeit ein offenes Ohr für die Probleme von Schülern und Schülerinnen: Das ist die Aufgabe der “Mental Health Coaches” an mehr als 100 Schulen. Vor einem Jahr startete das Programm bundesweit.

Corona und Kriege, Leistungsstress und Einsamkeit: Kinder und Jugendliche in Deutschland leiden nach wie vor unter psychischem Druck. Das sagte Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) am Montag in Berlin. Vor einem Jahr startete das Programm “Mental Health Coaches”, das Kinder und Jugendlichen an Schulen ab der fünften Klasse mit zusätzlichen direkten Ansprechpersonen Gesprächsmöglichkeiten und psychische Hilfen bieten soll.

Es sei weiter “Bedarf da”, bilanzierte Paus. Sie habe deshalb dem Bundestag vorgeschlagen, auch 2025 Mittel zur Fortführung des Programms zur Verfügung zu stellen. Bisher hat es den Angaben zufolge zehn Millionen Euro gekostet.

Motto des Modellprojekts ist “Sagen was ist – tun was hilft”. Insgesamt nehmen mehr als 100 Schulen bundesweit an dem Programm teil. Rund 40.000 Schülerinnen und Schüler konnten demnach bisher von mehr als 1.000 Angeboten profitieren. Das Programm sei bis zu den Sommerferien finanziell abgesichert.

Die Ausgangslage an Schulen vor einem Jahr sei “bedrückend” gewesen, sagte Paus. “Vielen jungen Leuten geht es nicht gut, sie standen nach Corona und angesichts weiterer Krisen unter enormem Stress, litten unter Einsamkeit und Ängsten.” Kinder und Jugendliche hätten aber das Recht auf ein gesundes Aufwachsen. Die Politik habe die Pflicht, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Für den Erfolg der psychischen Unterstützung sei auch Kontinuität wichtig.

Zahlreiche Studien belegten, dass psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen hätten. Die “Mental Health Coaches” sollen an Schulen Raum für Gespräche schaffen und den Schülern und Schülerinnen Mut machen, sich bei psychischen Problemen Hilfe zu holen. Das Programm wird demnach bundesweit an allen Schulformen eingesetzt.

Julian Schmitz von der Universität Leipzig, die das Programm wissenschaftlich begleitet, sagte, es sei erfolgreich gestartet, werde bisher von Schülerinnen und Schülern und den Schulleitungen als gut akzeptiert. Die meisten wünschten sich aber eine unbefristete Laufzeit; Planungsunsicherheiten müssten reduziert werden.

Dabei gehe es auch um Prävention, sagte Uwe Grallath von der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit. “Junge Menschen brauchen verlässliche Ansprechpartner, die Fachkräfte und ihre Anstellungsträger brauchen ebenfalls eine klare Perspektive.”

Der offene Umgang mit psychischen Belastungen an Schulen könne zudem helfen, der gesellschaftlichen Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenzuwirken, sagte er.

Die Jugendmigrationsdienste sowie Träger der Jugendsozialarbeit setzen das Programm “Mental Health Coaches” den Angaben zufolge um. Dazu zählen etwa die Arbeiterwohlfahrt, die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit und die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit.