Menschenrechtspreis für Frauenrechtsorganisation Hami
Die Frauenrechtsorganisation Hami – Women Empowerment ist am Sonntag in Köln mit dem Menschenrechtspreis der Gerhart und Renate Baum-Stiftung ausgezeichnet worden. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ehrt die Organisation von aus Afghanistan evakuierten Frauenrechtsaktivistinnen für ihr Engagement, wie die Kölner Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale erklärte. Nach drei Jahren Exil in Deutschland haben sich die Afghaninnen erneut zusammengeschlossen, um andere Frauen zu unterstützen.
Monika Hauser, Gründerin und Vorständin von Medica Mondiale, sprach auf dem Festakt von „fast einem Wunder“, dass die Frauen heute hier seien. In den Tagen rund um den 15. August 2021 habe die große Sorge bestanden, dass die Kolleginnen Zielscheibe der einrückenden Taliban sein würden. „Zielscheibe, weil sie 20 Jahre lang eine Arbeit gemacht haben, die in wirklich allem dem widerspricht, was die Taliban als ihr Weltbild verkünden.“ Von Köln aus sei der Aufbau von Medica Afghanistan vorangetrieben worden. „Dann habt Ihr, liebe Kolleginnen, von den vier Standorten Kabul, Mazar-i-Sharif, Herat und zunächst auch Kandahar aus, das Leben von tausenden Frauen und ihren Familien verbessert.“
Hauser würdigte, dass die Preisträgerinnen eine innovative Rechtsberatung installiert hätten, da es in Afghanistan kaum Anwältinnen an der Seite von Frauen gegeben habe. Die juristische Beratung richtete sich an Frauen, die wegen sogenannter moralischer Verbrechen inhaftiert waren. „Ihr wart so erfolgreich, konntet erwirken, dass weit über 2.000 Frauen aus Gefängnissen freigelassen wurden oder es gar nicht erst zum Verfahren kam, weil sie eben nicht Schuld waren an der Gewalt, die sie erfahren haben.“
Auf politischer Ebene seien Gesetze angestoßen worden, die Gewalt gegen Frauen erstmalig unter Strafe stellten, Vergewaltigung und Zwangsverheiratung von Kindern kriminalisierten. „Feministische Solidarität ist ein überzeugender Grund, daran zu glauben, dass Veränderung möglich ist und dass wir sie gemeinsam vorantreiben können.“
Hami wurde im Dezember 2023 in Frankfurt am Main von 30 afghanischen Frauenrechtsaktivistinnen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen gegründet, unter ihnen Juristinnen, Ärztinnen, Gesundheitsfachkräfte, Psychologinnen, psychosoziale Fachkräfte, Sozialarbeiterinnen und Managerinnen.
Die Organisation zeige, „wie geflüchtete Menschen in ihren Fähigkeiten gestärkt werden, wenn ihre mitgebrachte Expertise hier anerkannt wird und sie sich dadurch mit Engagement in unsere Gesellschaft einbringen“, erklärte die Baum Stiftung. Dies sei eine „gesellschaftspolitische Win-Win-Situation“. Hami unterstütze migrierte Frauen, Mädchen und ihre Familien in Deutschland in den Bereichen Gesundheit, psychosoziale Beratung, Integration und Familienleben.
Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) und seine Frau gründeten die Stiftung 2009. Sie fördert Menschen und Initiativen in den Bereichen Kultur und Menschenrechte. Frühere Preisträger sind etwa die belarussische Musikerin Maria Kolesnikowa, der Psychologe und Publizist Ahmad Mansour und die Flüchtlingsinitiative „Women in Exile“.