Menschenrechtsinstitut drängt auf Ausbau von Frauenhaus-Plätzen

Die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt steigt. Trotz internationaler Verpflichtungen fehlt es an Schutzplätzen für Frauen – vor allem auf dem Land. Eine Expertin für geschlechtsspezifische Gewalt fordert rasche Abhilfe.

Angesichts steigender Fallzahlen von Gewalt gegen Frauen hat das Deutsche Menschenrechtsinstitut eine raschen Auf- und Ausbau von Frauenhäusern verlangt. Derzeit gebe es bundesweit nur rund 6.800 Plätze, damit fehlten rund 14.000 Plätze, um den Bedarf zu erfüllen, sagte die Leiterin der Berichterstattungsstelle geschlechtsspezifische Gewalt des Instituts, Müserref Tanriverdi, am Dienstag in Berlin. Die sogenannte Instanbul-Konvention sehe 2,5 Plätze pro 10.000 Einwohner vor.

Das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt trat in Deutschland Anfang 2018 in Kraft und hat Gesetzesrang. Tanriverdi verwies auf die steigende Zahl an Opfern häuslicher Gewalt. Statistisch würden jede Stunde mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Laut Bundeskriminalamt ist der Zahl der Opfer häuslicher Gewalt 2022 um 8,5 Prozent gestiegen. Die Opfer sind demnach überwiegend Frauen, die Täter überwiegend Männer. Betroffen sind Frauen in allen Altersstufen und aus allen sozialen Gruppierungen.

Nach den Worten von Tanriverdi haben Frauenhäuser nicht nur für Betroffene eine enorme Bedeutung, sondern auch als Schutzraum für die Kinder. Laut Konvention sollte jede Frau in Deutschland einen erreichbaren Zugang haben. Die Angebote seien aber sehr ungleich verteilt, beklagte Tanriverdi. Besonders auf dem Land fehlten oft Plätze. Zudem sollten sie für Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen ausgelegt sein. Das betreffe nicht nur die Sprache, sondern etwa auch das Angebot für Frauen mit Behinderung oder obdachlose Frauen.

Tanriverdi verlangte eine angemessene Finanzierung der Häuser. Dazu müsse der Bund sich an der Regelfinanzierung beteiligen. Derzeit böten nur wenige Bundesländer einen kostenlosen Zugang. Frauen, die keine Sozialleistungen bezögen, müssten einen Eigenanteil leisten.

Die Berichterstatterin forderte zugleich eine nationale Strategie gegen Gewalt an Frauen. Sie sollte etwa Maßnahmen zur Prävention, Sensibilisierung, Fortbildung, Gewaltschutz, Strafverfolgung und Entschädigung umfassen. Die Berichterstattungsstelle will Ende des Jahres ihren ersten Bericht vorlegen.