Menschenrechtler fordern Schutz des Amazonas

Unter dem brasilianischen Ex-Präsidenten Bolsonaro war der Amazonas-Regenwald schutzlos gegenüber kriminellen Aktivitäten. Jetzt fordert Human Rights Watch ein Einschreiten gegen die Zerstörung.

Etwa 60 Prozent des sechs Millionen Quadratkilometer großen Amazonas-Regenwaldes befinden sich in Brasilien
Etwa 60 Prozent des sechs Millionen Quadratkilometer großen Amazonas-Regenwaldes befinden sich in Brasilienimago/Danita Delimont

Menschenrechtler haben von Brasiliens neuer Regierung unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva einen umfassenden Plan zum Schutz des Amazonasgebietes gefordert. Bundesbehörden müssten zusammen mit Polizei und Staatsanwaltschaft kriminelle Netzwerke zerschlagen, die Kleinbauern bedrohten und ihnen ihr Land wegnähmen, verlangte Human Rights Watch (HRW).

Illegale Landnahme und Umweltverbrechen wie die Abholzung des Regenwaldes müssten aufgeklärt und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, hieß es. Die Brasilien-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Maria Laura Canineu, sprach von einer Umwelt- und Menschenrechtskrise im Amazonasgebiet. Die Regierung Lulas sollte alle Ebenen mobilisieren und sich mit den Staatsanwälten abstimmen, um die kriminellen Netzwerke zu bekämpfen, die für Umweltzerstörung und tödliche Gewalt verantwortlich seien.

Einschüchterungen und Gewalt

HRW veröffentlichte einen Bericht über die Landreformsiedlung Terra Nostra im Bundesstaat Pará, die exemplarisch für die Gewalt krimineller Banden in der Region steht. Die Situation zeige den Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung, Gewalt und Armut in vielen ländlichen Gemeinden, die von der nachhaltigen Nutzung des Waldes im gesamten Amazonasgebiet abhängen, hieß es.

Indigene Völker, Kleinbauern und andere lokale Gemeinschaften setzten ihr Leben aufs Spiel, wenn sie versuchten, ihr Land zu behalten, die Umwelt und ihre Lebensgrundlagen zu schützen. Kleinbauern berichteten von Einschüchterungen und Gewalt krimineller Netzwerke, die in illegalen Holzeinschlag, Landraub und Bergbau verwickelt seien. Mindestens vier Menschen sollen seit dem Jahr 2018 in Terra Nostra ermordet worden sein, ein fünfter gilt als vermisst.

Unter der Regierung des rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro (2019 bis 2023) hat die Gewalt in der Amazonas-Region rapide zugenommen. In seiner Amtszeit schwächte Bolsonaro systematisch Gesetze und Kontrollen und entzog den Behörden Finanzierung sowie Personal. Große Teile des Regenwaldes gelten heute als gesetzlose Territorien, in denen Indigene und Kleinbauern der Gewalt der organisierten Kriminalität ausgesetzt sind. Die Taten blieben meist ungesühnt.