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Menschenrechtler fordern neuen Umgang mit muslimischen Organisationen

Die Göttinger Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ (GfbV) unterstützt Forderungen aus der Politik nach einem neuen Umgang mit muslimischen Organisationen. „Denn es kann nicht sein, dass die meisten Moscheen in Deutschland aus dem Ausland finanziert werden und die Imame Beamte eines fremden Staates sind“, sagte Nahostexperte Kamal Sido am Montag. Vor dem Hintergrund des Terrorangriffs der Hamas auf Israel und propalästinensischer Demonstrationen hatten politische Parteien eine mangelnde Positionierung der Verbände gegen den Angriff kritisiert. FDP und Grüne stellten die Zusammenarbeit mit dem Islamverband Ditib infrage.

CDU-Politiker Jens Spahn zufolge sollten Moscheegemeinden nicht aus türkischen, sondern aus deutschen Steuergeldern finanziert werden. GfbV-Referent Sido betonte, wer finanziere, bestimme auch, was in den Moscheen gepredigt werde. Zugleich warnte er davor, Muslime in Deutschland unter Generalverdacht zu stellen. „Viele Muslime in Deutschland fühlen sich von den Islamverbänden überhaupt nicht vertreten.“ Alle demokratischen Parteien würden allerdings genau diese Verbände hofieren.

Die GfbV habe die islamischen Verbände in den vergangenen Jahren wiederholt aufgefordert, sich für die Glaubensfreiheit etwa von Christen, Yeziden, Bahai oder Hazara in der islamischen Welt, insbesondere im Nahen und Mittleren Osten einzusetzen, sagte Sido. „Leider blieben unsere Appelle ohne Reaktion.“ Das liege auch daran, dass sich das türkische Präsidium für Religionsangelegenheiten, Diyanet, unter dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zu einer „Organisation von Hasspredigern“ entwickelt habe.