Wenn Hündin Dona meditiert

Die Künstlerin Odette El Ibiary bietet in der Christuskirche in Hamburg eine Meditation für Mensch und Tier an. Beide kommen dabei zur Ruhe.

Nein, sie liegt nicht nur faul rum: Hier meditiert Hündin Dona
Nein, sie liegt nicht nur faul rum: Hier meditiert Hündin DonaMarieke Lohse

Regelmäßig wird es still in der Christuskirche in Eimsbüttel: wenn die Künstlerin und Autorin Odette El Ibiary alle drei Wochen donnerstags im Kirchraum eine stille Meditation für Mensch und Tier anbietet. „Wenn wir nervös sind, werden die Tiere nervös“, sagt sie. „Die Tiere drücken das aus, was wir sind.“ Wenn der Mensch jedoch ruhig werde, werde auch das Tier ruhig. Der hohe Kirchraum ist dafür genau der richtige Ort. Die grauen Steinwände sind wie ein Schallschutz, der die Straßengeräusche von draußen dämpft.

Vier Teilnehmerinnen und Hündin Dona sind an diesem Nachmittag gekommen. Das Ziel: einen Moment im Alltag zur Ruhe kommen, sich sammeln und eine neue Erfahrung machen. Mit Tieren meditieren heißt, das Tier mit all seinen Emotionen einzubeziehen. El Ibiary weiß aus Erfahrung, dass es dafür nicht viel braucht: „Man muss nur da sein.“ Das sage sie auch den Teilnehmenden: „Ihr braucht nur hier sein, und es geschieht.“

Innerer Frieden ist ein Lebensziel

Stille Meditation brachte sie zu dieser Erkenntnis. Zuerst probierte sie, mit Worten angeleitete Meditation aus. „Und dann habe ich gemerkt, dass es nicht mehr um das Wort geht, sondern um gar nichts mehr!“ Als sie Worte und Gebete wegließ, bekam sie Zugang zu ihrem „tiefen Kern, wo der Frieden ist“. Innerer Frieden ist für sie Lebensziel und -sinn, eine Einstellung und Haltung, die sie im Alltag begleitet. „Das ist ein Glückszustand, der mich innerlich lächeln lässt“, erzählt sie mit Freudentränen in den Augen.

Beim Meditieren in der Hamburger Christuskirche: Donas Frauchen Francoise Diaz (2. v.l.) und Kursleiterin Odette El Ibiary (2. v.r.)
Beim Meditieren in der Hamburger Christuskirche: Donas Frauchen Francoise Diaz (2. v.l.) und Kursleiterin Odette El Ibiary (2. v.r.)Marieke Lohse

„Meditation bringt mich in meine eigene Kraft und heilt mich“, sagt El Ibiary. Gerade die stille Meditation mache sie frei von allem, das im Alltag belastet. Tiere haben heilende Wirkung, und genau so können sie auch annehmen, was den Menschen belastet. Vor einiger Zeit bemerkte sie auf der Straße einen Mann mit seinem Hund, der schwerfällig lief. „Ihr Hund hat Depressionen“, sagte sie zu dem Mann. „Sie haben aber auch Depressionen. Und das hat der Hund übernommen.“ Dieses feine Gespür für Mensch und Tier macht die Meditation im Kirchraum aus.

Tierschutz steht hoch im Kurs

Nach einer Weile der Stille kann jede, die möchte, erzählen, was sie gerade beschäftigt. Meistens sind das Erinnerungen, aber auch gesellschaftliche Themen, die die Teilnehmerinnen an diesem Nachmittag bewegen. Vor allem Tierschutz und das gemeinsame Wohl von Mensch und Tier stehen hoch im Kurs. Für Odette El Ibiary ist Tierschutz wichtig. Das bedeutet für sie, im Einklang mit der Natur zu leben. „Mein großes Anliegen ist, dass alle Menschen und Tiere vom Leid befreit werden“, sagt sie.

In der Hinsicht könnten wir Menschen von den Tieren lernen, findet sie: „Die Tiere haben diesen inneren Frieden schon in sich.“ Sie würden bei der Meditation daran erinnert. Das zeigt auch die Reaktion von Hündin Dona, die neben ihrem Frauchen auf der Decke liegt. Sobald es leise wird, kommt auch sie zur Ruhe. Besitzerin Françoise Diaz hat eine Hand sanft auf dem Bauch der Hündin abgelegt. Von ihr scheint eine Ruhe auszugehen, die den Hund entspannt werden lässt. „In dem Moment, in dem sie hier sind, werden die Tiere an ihren eigenen Frieden erinnert“, meint El Ibiary. Das sei ein innerer Frieden, der heilt und bleibt.

Info
Die Mensch-Tier-Meditation findet immer am dritten Donnerstag des Monats um 14 Uhr statt.