Mein Haus, mein Auto, mein Boot: Wann habe ich es geschafft?

Bin ich erfolgreich? Maßstab dafür sollte das Gefühl der Zufriedenheit sein, nicht der Vergleich mit anderen, findet unsere Autorin.

Mein Haus, mein Boot, mein Auto: Wann kann man mit dem eigenen Leben zufrieden sein?
Mein Haus, mein Boot, mein Auto: Wann kann man mit dem eigenen Leben zufrieden sein?evangelische-zeitung.de

Eine Einladung zum Klassentreffen brachte mich zum Grübeln. 20 Jahre Abi. In der WhatsApp-Gruppe meldeten sich zahlreiche frühere Mitschüler zu Wort. Namen, mit denen ich kaum noch Gesichter verbinden konnte, schoben sich plötzlich wieder sehr präsent in mein Bewusstsein.

Die erste schrieb, sie wäre zu der Zeit wohl nicht in Deutschland, sondern an ihrem Auslandswohnsitz. Der nächste schlug ein Treffen am Nachmittag vor, damit die Familien mitkommen könnten. Und ich fing an mich zu fragen, was meine früheren Mitschüler wohl machen. Mehr noch: Ich fing an, mich still und heimlich zu vergleichen. Weder Auslandswohnsitz noch Kinder. Wie in dieser alten Werbung: Kein Haus, kein Boot, kein teures Auto.

Stattdessen fahre ich ein altes kleines Auto und wohne in einer schönen Mietwohnung. Ich habe ein Pferd und viele Freiheiten, einen großen Freundeskreis, eine enge Beziehung zu meinen Nichten und Neffen. Ich reise viel, bin gesund, fit, habe viele Qualifikationen und bin schon seit zwölf Jahren als freie Journalistin unterwegs. Reicht das, um erfolgreich zu sein? Was ist mit den großen Zielen und Plänen, den Träumen, denen ich in meiner Freizeit nachhänge, die ich immer noch nicht in die Realität umgesetzt habe?

Wie misst man, ob man mit dem Leben zufrieden sein kann?

Gott liebt uns – egal, ob wir erfolgreich sind oder nicht. Doch was ist mit mir selbst? Bin ich mit meinem Leben zufrieden, so wie es ist? Wie misst man das?

Von Erfolg spricht man, wenn man gesetzte Ziele erreicht hat. Das Gegenteil ist Misserfolg, heißt es auf Wikipedia. Laut Duden ist Erfolg das positive Ergebnis einer Bemühung; das Eintreten einer beabsichtigten, erstrebten Wirkung. Es steht dort nicht: Erfolg ist, wenn man besser ist als die anderen.

Erfolg bemisst sich an den eigenen Vorstellungen, Zielen und Plänen. Nicht an denen der anderen. Sich mit seinen früheren Mitschülern zu vergleichen, sagt weder etwas über Erfolg noch über Zufriedenheit aus. Und in Wahrheit auch nicht über die Situation des anderen. Vielleicht würde die eine lieber ganz in einem Land leben, statt in zweien. Vielleicht muss der andere seine Kinder zum Treffen mitbringen, weil er niemanden hat, der sich um die Kinder kümmern kann. Was weiß ich denn über das Leben der anderen und sie über meins?

Statt sich zu vergleichen, sollte man lieber ins eigene Innere schauen

Sicher, es gibt so etwas wie gesellschaftlich anerkannten Erfolg. Karriere. Ruhm. Preise. Doch worauf es eigentlich ankommt, ist wie wir uns dabei fühlen. Oder nicht? Der größte Gehaltsscheck und das teuerste Auto können nicht die innere Zufriedenheit ersetzen. Statt sich im Außen zu vergleichen und zu überlegen, was die anderen von einem halten, sollte man lieber ins eigene Innere schauen.

Bin ich zufrieden? Bin ich glücklich? Wenn nicht, sollte man darüber nachdenken, etwas zu ändern. Nicht für andere. Für sich selbst.