Mehrheit der Deutschen hat kein großes Vertrauen mehr in Demokratie

Mehr und mehr Deutsche verlieren Vertrauen in das demokratische System. Das geht aus einer Studie der Körber-Stiftung hervor. Was sich die Menschen von ihren gewählten Vertretern wünschen.

Weniger als 10% der Deutschen haben großes Vertrauen in die Parteien
Weniger als 10% der Deutschen haben großes Vertrauen in die ParteienImago / Nordphoto

Mehr als jeder zweite Deutsche hat laut einer Umfrage kein großes Vertrauen mehr in die Demokratie. Einer repräsentativen Erhebung von „policy matters“ im Auftrag der Körber-Stiftung zufolge hatten im Sommer des laufenden Jahres 54 Prozent nur noch weniger großes oder geringes Vertrauen in die deutsche Demokratie. Im Herbst 2021 waren es 30 Prozent, wie die Körber-Stiftung in Hamburg mitteilte.

Auch das Vertrauen in die Parteien sinke: Während 2021 noch 20 Prozent sehr großes oder großes Vertrauen in Parteien hatten, sind es aktuell nur noch neun Prozent. In die selbst gewählte Partei haben dagegen 39 Prozent sehr großes oder großes Vertrauen.

Nach der persönlichen Zukunft gefragt, überwiegen mittlerweile bei 53 Prozent der Befragten die Sorgen. Im Oktober 2021 überwog bei 52 Prozent noch die Zuversicht, im Januar 2021 sogar bei 59 Prozent.

Wunsch nach direkter Demokratie

46 Prozent der Deutschen finden, dass es weniger bis gar nicht gerecht im Land zugeht. 71 Prozent meinen, dass führende Leute in Politik und Medien in ihrer eigenen Welt leben, aus der sie auf den Rest der Bevölkerung herabschauen.

Auf die Frage, ob Bürger bei wichtigen Entscheidungen stärker einbezogen werden sollten, antworteten 86 Prozent mit „eher ja“. 56 Prozent der Befragten finden, es brauche angesichts der Probleme im Land Politiker, die mehr Macht und Durchsetzungswillen haben, um schnell und durchgreifend Entscheidungen fällen zu können. 29 Prozent sind dagegen.

„Beunruhigende Entwicklung“

Kommunalpolitisch engagieren sich allerdings nur acht Prozent der Befragten. 34 Prozent fehlt dafür die Zeit, 28 Prozent trauen es sich nicht zu. Auch Angst vor Hass und Hetze (21 Prozent) und ein rauer Ton (18 Prozent) hindern Menschen daran, sich politisch zu engagieren.

„Das Vertrauen der Deutschen in die Demokratie und ihre Institutionen ist auf einer abschüssigen Bahn. Zusammen mit wirtschaftlichen Sorgen der Menschen ist das eine beunruhigende Entwicklung“, sagte Sven Tetzlaff, Leiter des Bereichs Demokratie, Engagement, Zusammenhalt der Körber-Stiftung, laut Mitteilung.