Mehrere Leichen im Mittelmeer geborgen

Das Rettungsschiff „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ hat elf Leichen im Mittelmeer geborgen. Die Besatzung des Aufklärungsflugzeugs „Seabird 2“ hatte die Schiffscrew auf die im Wasser treibenden Körper aufmerksam gemacht. Die „Seabird 2“ sichtete am Freitag elf Leichen vor der libyschen Küste und am Samstag eine weitere, wie die Organisation Sea-Watch, die das Flugzeug betreibt, am Samstag mitteilte. „Es ist zu vermuten, dass die Toten Opfer eines bislang unentdeckten Schiffbruchs wurden.“ Laut „Ärzte ohne Grenzen“ wurden die Leichname in der Nähe der Insel Lampedusa auf ein Schiff der italienischen Küstenwache überführt.

Noch sei unklar, ob es sich bei den geborgenen Leichen um die elf von der „Seabird“-Crew gesichteten Toten handelt, erklärte Sea-Watch. Unsicher sei auch, wie viele weitere Leichen sich noch in dem Gebiet befinden. Sea-Watch rief die zuständigen Behörden zu einer großflächigen Suchaktion auf.

Der Bürgermeister von Lampedusa, Filippo Mannino, kritisierte nach Berichten der Nachrichtenagentur Ansa die Entscheidung der Behörden. Er verstehe nicht, mit welcher Logik die Ausschiffung auf die Insel beschlossen wurde, obwohl bekannt sei, dass die Kapazitäten der örtlichen Leichenhalle begrenzt seien. Die Toten ausgerechnet zum Zeitpunkt der EU-Wahl kämen einer Ohrfeige ins Gesicht Europas gleich, das zu lange die Augen vor dem Problem verschlossen habe. Die Verwaltung der sizilianischen Stadt Agrigent suchte laut der Agentur ADN Kronos derweil nach freien Plätzen auf den Friedhöfen ihrer Region, um die Leichen dort beizusetzen.

Bevor die „Geo Barents“ die Toten an Bord nahm, hatte sie bei zwei Einsätzen insgesamt 165 Menschen aus Seenot gerettet. Diese würden nun auf Anweisung Italiens zum weit entfernten Hafen von Genua bringen müsse.

Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben 2023 mindestens 3.155 Menschen beim Versuch, über diesen Weg Europa zu erreichen. In diesem Jahr waren es demnach mindestens 923, wobei eine hohe Dunkelziffer vermutet wird.

Es gibt keine staatlich organisierte Hilfe für Geflüchtete in Seenot. Lediglich private Initiativen halten nach ihnen Ausschau. Malta nimmt seit Jahren keine von den Organisationen geretteten Menschen auf, Italien behindert ihre Arbeit durch restriktive Gesetze und das Zuweisen weit entfernter Häfen. Anfang Mai erließt die Flugaufsichtsbehörde zudem ein Verbot für Aufklärungsflüge von nichtstaatlichen Organisationen auf dem Mittelmeer. Trotz der Gefahr einer Festsetzung des Flugzeugs habe sich Sea-Watch für eine Fortsetzung der Flüge entschieden.