Mehr als die Hälfte getöteter Frauen wurde Opfer häuslicher Gewalt

Laut Lagebild des Bundeskriminalamts zur häuslichen Gewalt hat die Polizei im vergangenen Jahr mehr Gewalttaten in Familien registriert als 2022.

Die Realität sieht leider anders aus: 2023 gab es dem Lagebild zufolge mehr als 256.000 Opfer häuslicher Gewalt - 6,5 Prozent mehr als im Jahr davor
Die Realität sieht leider anders aus: 2023 gab es dem Lagebild zufolge mehr als 256.000 Opfer häuslicher Gewalt - 6,5 Prozent mehr als im Jahr davorImago / Bihlmayerfotografie

Frauen werden insbesondere in der Partnerschaft oder eigenen Familie Opfer schwerer Gewaltdelikte wie Mord, Totschlag oder Körperverletzung. Wie aus dem in Berlin vorgestellten Lagebild des Bundeskriminalamts zur häuslichen Gewalt hervorgeht, waren 2023 mehr als die Hälfte (56,4 Prozent) der Fälle versuchter und vollendeter Mord- und Totschlagsdelikte mit weiblichen Opfern Fälle häuslicher Gewalt.

Demnach gab es im vergangenen Jahr insgesamt 903 Fälle versuchten und vollendeten Mords oder Totschlags gegen Frauen. 509 davon geschahen im nächsten Umfeld. 247 Frauen starben laut BKA infolge häuslicher Gewalt.

Vergewaltigung, Zuhälterei und Stalking

Fast die Hälfte der weiblichen Opfer von Körperverletzungen mit Todesfolge Opfer häuslicher Gewalt (16 von 35). Bei einfachen Körperverletzungen mit weiblichen Opfern machten Fälle von häuslicher Gewalt mehr als die Hälfte aus (rund 101.000 von 193.000 Fällen), bei gefährlichen Körperverletzungen ein gutes Drittel (rund 18.000 von 52.000 Fällen).

2023 gab es dem Lagebild zufolge mehr als 256.000 Opfer häuslicher Gewalt – 6,5 Prozent mehr als im Jahr davor. Das Lagebild analysiert dabei, wie oft ausgewählte Straftaten wie Tötungsdelikte, Körperverletzung, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Zuhälterei und Stalking in der Partnerschaft oder Familie begangen werden. Von insgesamt 1,05 Millionen Opfern von Straftaten in diesen Bereichen wurde dem Lagebild zufolge rund ein Viertel (256.000) Opfer häuslicher Gewalt.

70,5 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich

70,5 Prozent der Opfer häuslicher Gewalt sind weiblich, während drei Viertel (75,6 Prozent) der mutmaßlichen Täter männlich sind. Der größte Teil der Betroffenen – rund 168.000 – wird Opfer von Gewalt des Partners oder der Partnerin oder des Ex-Partners. Vier von fünf Opfern von Gewalt in der Partnerschaft sind Frauen. Bei Fällen innerfamiliärer Gewalt, wozu auch die Misshandlung von Schutzbefohlenen und sexualisierte Gewalt gegen Kinder zählt, sind die Opfer zu ähnlich großen Teilen weiblich (54 Prozent) und männlich (46 Prozent).