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BJV blickt mit Sorge auf Medienkonzentration in Bayern

Die Mediengruppe Bayern (MGB) rund um die „Passauer Neue Presse“ will die Mediengruppe Oberfranken (MGO) übernehmen. Damit würden künftig auch der „Fränkische Tag“ in Bamberg sowie deren Schwesterzeitungen „Bayerische Rundschau“, „Coburger Tageblatt“ und „Saale Zeitung“ sowie das Onlineportal „infranken.de“ unter dem Dach des Passauer Verlagshauses erscheinen, teilte die „Passauer Neue Presse“ am Dienstagabend mit. Der Bayerische Journalisten-Verband (BJV) blickte am Mittwoch mit Sorge auf die Übernahmepläne.

MGB-Geschäftsführerin Simone Tucci-Diekmann begründete die Übernahme damit, dass das Verlagshaus seine Wachstumsstrategie fortsetzen wolle. „Der Erwerb der Mediengruppe Oberfranken ist für uns ein enorm wichtiger Meilenstein auf dem Weg, uns für die Zukunft sicher und möglichst breit aufzustellen.“ Ohne entsprechende Unternehmensgröße und Schlagkraft seien die Herausforderungen, die durch Digitalisierung und den sich wandelnden Medienmarkt entstünden, für Regionalzeitungen „nur schwer zu meistern“, sagte sie weiter.

Eine kartellrechtliche Genehmigung der Übernahme stehe noch aus. Sollte das Kartellamt zustimmen, hätten die Tageszeitungen der Verlagsgruppe MGB eine Gesamtauflage von 350.000 Exemplaren. Sie ist nach eigenen Angaben der größte bayerische Regionalzeitungsverlag. Zur Mediengruppe Bayern gehören die „Passauer Neue Presse“, die „Mittelbayerische Zeitung“ in Regensburg und der „Donaukurier“ in Ingolstadt. Das Verbreitungsgebiet würde folglich von Passau über Regensburg nach Ingolstadt bis nach Bamberg und die Haßberge reichen.

Der BJV-Vorsitzende Harald Stocker sieht die Übernahme laut Mitteilung vom Mittwoch kritisch: „Die Einkaufstour von Verlegerin Simone Tucci-Diekmann darf die Medienvielfalt in Bayern nicht noch weiter reduzieren“, sagte er. Die redaktionelle Unabhängigkeit der MGO-Titel müsse „unbedingt erhalten bleiben“, forderte er und führte aus, dass sich durch die MGB-Übernahmen in Ingolstadt (2016) und Regensburg (2021) die Arbeitsbedingungen in den Medienhäusern „spürbar verschlechtert“ hätten. Stocker sagte: „Das darf sich in Bamberg, Coburg und Kulmbach nicht wiederholen.“

Die journalistischen Arbeitsplätze der MGO müssten erhalten bleiben, im Regionalen wie in der überregionalen Berichterstattung, teilte der BJV weiter mit. Die Mediengruppe Oberfranken dürfe „als heute gut funktionierendes Medienhaus nicht publizistisch ausbluten, um Profiterwartungen der neuen Besitzer zu erfüllen“, sagte Stocker.

Neben den Online-Portalen der MGO-Tageszeitungen gehört auch das Onlineportal „infranken.de“ zum Gesamtpaket. Zudem übernehmen die Passauer nach eigenen Angaben auch zu 100 Prozent die Fachzeitschriften sowie das Druckgeschäft der MGO. Zugleich würden auch zahlreiche Anzeigenblätter mit übernommen, mit einer wöchentlichen Gesamtauflage von 1,2 Millionen Stück. (3534/12.11.2025)