Das Evangelium hält kritischem Denken stand. Davon waren schon die frühen Christen überzeugt und wagten den Dialog mit den Philosophen. An der Hochschule für Philosophie pflegen die Jesuiten diese Tradition weiter.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat die Hochschule für Philosophie (HFPH) der Jesuiten in München als einen Ort des Nachdenkens gewürdigt. Sie sei offen für all jene Menschen, die das wollten, vor dem Horizont der katholischen Kirche, sagte Marx am Freitag beim Festgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen der Einrichtung. Der christliche Glaube habe keine Angst vor der Wissenschaft. Er sei froh, dass es im Konzert der vielen exzellenten Universitäten und vielen Hochschulen in München die HFPH gebe.
Zur Geschichte des Christentum gehöre es dazu, dass Christen nicht den Dialog mit den Priestern im Jupitertempel gesucht hätten, sondern mit den Philosophen und Intellektuellen, so der Kardinal. “Denn sie waren überzeugt – und wir sollten es auch sein -, dass das Evangelium jedem Denken stand hält.” In diesem Zusammenhang verwies er auf das letzte große Werk des Philosophen Jürgen Habermas “Auch eine Geschichte der Philosophie”. Auch Habermas sei sich sicher, dass das Denken über Religion und Glaube noch lange nicht zu Ende sei.
Marx äußerte den Wunsch, dass die Theologen und Priester in der Kirche ein gutes Rüstzeug in der Philosophie bekämen. Das sei entscheidend für die Zukunft der Kirche.