Marx warnt vor falschen Rettern und plädiert für Menschlichkeit
Das Spiel mit der Angst sei kein Phänomen der Gegenwart, sagt Kardinal Reinhard Marx. Schon früher hätten Herrscher versucht, damit ihre Macht zu sichern. Als oberste Maxime müsse jedoch gelten: “Menschlichkeit zuerst!”
Kardinal Reinhard Marx hat vor Populisten und Nationalisten gewarnt, die Angst schüren, um damit letztlich Macht zu gewinnen. Das sagte der Erzbischof von München und Freising in einem Beitrag für die Reihe “Zum Sonntag” für den Bayerischen Rundfunk. Dieser wird am 1. Dezember gesendet. Marx rief die Menschen dazu auf, nicht die Hände in den Schoß zu legen. Vielmehr gelte es, weiter daran zu arbeiten, die Welt für alle besser zu machen. Dabei müsse immer die Maxime gelten: “Menschlichkeit zuerst!”
Marx kritisierte nationalistische Populisten wie den ehemaligen und zukünftigen Präsidenten der USA, Donald Trump. Dieser habe für sein Land zwar ein “Goldenes Zeitalter” ausgerufen, mache aber letztlich mit den Ängsten und Sorgen der Menschen Politik. Parallel sammle er nur Gefolgsleute um sich, die seine falsche Utopie teilten: “Es ist ein Spiel mit der Angst, um sich selbst zu dem Retter zu inszenieren, auf den alle warten.”
Diese Idee sei nicht neu, betonte der Kardinal. Schon Kaiser Augustus habe sich zur Zeit der Geburt Jesu als Gott verehren lassen und mit Gewalt und Unterdrückung, mit Steuern und Zöllen seine Herrschaft sichern wollen. “Doch dann kam ein Kind zur Welt, das bis heute viel Aufmerksamkeit bekommt, das Menschen zusammenführt und Frieden bringt. Kein selbst ernannter Messias, sondern ein von Gott gesandter Retter, der die Welt nachhaltig verändert”, so der Erzbischof.
In der Adventszeit bereiteten sich die Christen auf das Kommen dieses Retters vor: “Wir schauen sehnlichst auf das Kind in der Krippe: damit unser Leben und unsere Welt heil werden; damit unsere Ängste überwunden und Hoffnung möglich werden; damit endlich wieder Frieden wird – in der Ukraine, im Nahen Osten, im Sudan und in Ecuador, an so vielen Orten der Welt – und auch in uns selbst.”
Das Kind schenke eine Hoffnung, erklärte der Kardinal, die stark und frei mache, die nicht verdient sei, sondern geschenkt. “Eine Hoffnung für jeden Menschen. Wir warten und hoffen auf einen Erlöser, dem es um das ‘Wir’ geht, um die Gemeinschaft aller Menschen, um Versöhnung, Gerechtigkeit und Liebe. Alle Menschen sind im Blick!” Diese Haltung, sagt Marx, bringe auch in schweren Zeiten Hoffnung, “stärkt die Menschen und führt zur wahren Freiheit”.