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Marx: Sorge um Gesellschaft und Demokratie treibt Menschen um

In seinem Fastenhirtenwort geht Kardinal Reinhard Marx auf die Sorgen ein, die derzeit bei Demonstrationen laut werden. Christinnen und Christen sieht er dabei in einer besonderen Rolle für die Gesellschaft.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx warnt davor, angesichts der Verschiedenheit in einer offenen Gesellschaft Gegensätze aufzubauschen. Hass dürfe nicht gefördert, Polarisierung nicht vertieft und Verschwörungstheorien nicht verbreitet werden, denn dies zerstöre ein Gemeinwesen, schreibt Marx in seinem am Freitag in München veröffentlichten Fastenhirtenwort.

Darin verweist er auch darauf, dass die Sorgen, wie es weitergehe, “ob unsere Demokratie eine gute Zukunft hat, wie wir gut miteinander leben können”, eine große Zahl von Menschen derzeit umtreibe. In den Demonstrationen der vergangenen Wochen habe sich gezeigt, wie viele Bürgerinnen und Bürger beunruhigt seien über den Zustand des Landes und über die Gefahren, die sicht- und hörbar würden.

Im Gegensatz dazu betont der Erzbischof von München und Freising in seinem Schreiben die einigende Kraft der Taufe. Ohne das in der Taufe zum Ausdruck kommende Bekenntnis, dass alle Menschen gleich an Würde seien und niemand über dem anderen stehe, “ist eine Gesellschaft in Gefahr, nur noch in Einzel- und Gruppeninteressen zu denken und die Gegensätze zu vertiefen”.

Mit der Ankunft des heiligen Korbinian vor 1.300 Jahren in Freising “hält auch die alle in den Blick nehmende Taufe bei uns Einzug und wird erneuert”. Damit habe sich das Bekenntnis verbreitet zu dem einen Gott, “der der Vater aller Menschen ist, der in seinem Sohn unser aller Bruder geworden ist und der in der Kraft des Geistes in jedem Menschen wirkt”. Damit werde der Glaube, dass alle Menschen gleich an Würde und Bild des lebendigen Gottes seien, in der Geschichte endgültig lebendig.

Die Getauften seien Botschafterinnen und Botschafter der großen Liebe Gottes, die das Heil der ganzen Welt wolle, schreibt der Kardinal. Auch für Menschen, die nicht getauft seien und nicht an den christlichen Gott glaubten, bleibe es bedeutsam, dass inmitten einer offenen Gesellschaft die Gemeinschaft von Christinnen und Christen diese neue Wirklichkeit verkünde und lebe: “Wer getauft wird oder seine Kinder taufen lässt, gibt ein Zeichen der Hoffnung, das wirksam ist für die ganze Gesellschaft.”