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Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr weiter im Rohbau

Vier Jahre nach dem Hochwasser befindet sich die evangelische Martin-Luther-Kirche in Bad Neuenahr weiterhin im Rohbau. Noch gebe es keine Baugenehmigung, teilte die Evangelische Kirche im Rheinland am Donnerstag in Düsseldorf mit. Die Evangelische Kirchengemeinde Bad Neuenahr hoffe derzeit auf einen Baubeginn im kommenden Jahr.

Hintergrund für die Verzögerung sind der Gemeinde zufolge unter anderem aufwendige Absprachen zwischen vielen Institutionen sowie zu beachtende Vorschriften. So brauche es beispielsweise wasserfeste Materialien, Barrierefreiheit, nachhaltige Lösungen für Heizung und Beleuchtung sowie eine passende Akustik.

Kirchenmusikerin Andrea Stenzel nutzt den Angaben zufolge derzeit die kleine Friedenskirche in Ahrweiler. Allerdings sei der Platz dort beschränkt und die instrumentale Ausstattung bescheiden. „Zum Glück ist die frühere Überlegung, unsere kleine Filialkirche in Ahrweiler aufzugeben, am Widerstand der Gemeinde gescheitert“, erklärte sie. Vor Corona habe der Gospelchor mehr als 80 Mitglieder gehabt, nach der Flut habe sie erstmal wieder mit 35 Sängerinnen und Sängern angefangen. „Musik triggert und in den ersten Proben sind Menschen mehrfach in Tränen ausgebrochen“, berichtete Stenzel. Manche Menschen, die über Jahre unermüdlich gegen den Schlamm und die Zerstörung angekämpft und zupackend Neues aufgebaut hätten, würden „erst jetzt zusammenbrechen“.

Die Flutkatastrophe im Juli 2021 kostete in Deutschland mehr als 180 Menschen das Leben: 136 in Rheinland-Pfalz und 49 in Nordrhein-Westfalen. Mehr als 800 Menschen wurden teils schwer verletzt. Ganze Orte wurden zerstört. Auslöser für die Sturzfluten vom 13. bis 15. Juli war das Tiefdruckgebiet „Bernd“, das tagelang über Mitteleuropa festhing. Vor der Flut wurden in der Martin-Luther-Kirche auch regelmäßig die Eröffnungsgottesdienste der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland gefeiert.