Jung und ehrenamtlich aktiv: Marlene aus Berlin liebt ihre Kirche

Marlene Naumann ist eine junge Frau, die sich in der Kirchengemeinde einbringt. Sie wünscht sich eine Kirche, die Lust auf Jugendliche hat.

Marlene Naumann aus Beelitz
Marlene Naumann aus BeelitzBeate Lindauer

„Ich mag die Kirche gerne“, sagt die fast 19-jährige Marlene Naumann und frischgebackene Abiturientin. Sie gehört als Jugendvertreterin dem Beelitzer Gemeindekirchenrat an und gestaltet aktiv Kirche mit. Ihre eigene Konfirmation markiert nicht nur das Mündig-Werden ihres eigenen Glaubens, sie rückt damit auch näher an die Gemeinde. Sie steht nicht hinter allem, was Kirche anbietet, aber sie liebt ihre Kirche. Sie vermisst in der Gemeinde vor allem einen Ort, an dem Jugendliche einfach über Gott und den Glauben reden können.

Marlene wollte es mit ihrer Konfirmation aber nicht so machen, wie es viele prophezeiten: Christenlehre – Konfirmation – Kirche ade, sondern: mitmischen, einbringen und so aktiv Kirche mitgestalten. Marlene bezeichnet sich als gläubige Christin. Von klein auf ist sie mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Ihre Eltern und besonders ihre Großeltern, so erzählt sie, haben ihr die Liebe zum Christsein vorgelebt.

Marlene: In der Schule ausgelacht, wenn man an Gott glaubt

Marlene besuchte in Beelitz das Gymnasium. Sie hat nicht am Religionsunterricht teilgenommen. „In der Schule wurde man eher ausgelacht, wenn man erzählte, man glaubt an Gott.“ Für sie war es sehr schwer, überhaupt christliche Menschen zu finden, mit denen sie über den Glauben sprechen konnte. Der Konfirmandenunterricht bringt die Wende. Hier findet sie einen Ort, an dem sie offen über ihren Glauben sprechen kann.

Mit weiteren sieben Konfirmandinnen und Konfirmanden und Pfarrer Olaf Prelwitz tauscht sie sich über Glaubensfragen aus, diskutiert, lernt, erlebt die offene Form des Konficamps und ist glücklich über die christliche Gemeinschaft. „Für mich war das eine ganz starke Zeit und ein Türöffner.“ Die Aufforderung, als Konfirmandin oder Konfirmand regelmäßig den Gottesdienst zu besuchen, bringt sie Stück für Stück näher zur Kirche. Erst übernimmt sie auf Zuruf kleine Aufgaben, später Lesungen und springt ein, wo Hilfe gebraucht wird. Sie wächst hinein und sie spürt: „Wenn ich aus dem Gottesdienst komme, fühle ich mich Gott näher.“

Mehr moderne Lieder in der Kirche

Lange bevor Marlene sich in der Gemeinde engagiert, singt sie begeistert im Schulchor. Sie liebt Soft-Rock-Pop und singt auch mal ein Solo. Wie es der Zufall oder die Vorsehung will, singt die Tochter von Cordula Döring, Gemeindepädagogin in Beelitz, im selben Chor und sie lernen sich kennen. Von da an beginnt sie sich im Kindergottesdienst, der Familienkirche oder auch auf dem Landesjugendcamp zu engagieren.

Kirche soll ihre Hand ausstrecken „Kirche kann so schön sein. Ich mag die Kirche, aber sie braucht auch Innovation. Die Gesellschaft verändert sich und was macht die Kirche? Ich mag unsere Gottesdienste und auch unsere Traditionen, dennoch könnte man modernere Lieder singen oder Texte in Übersetzungen lesen, die verständlicher sind“, meint sie beherzt und schiebt nach, wie sie sich über mehr gemeinschaftsstiftende Aktionen freuen würde.

„Das Tauffest zum Beispiel in unserer Gemeinde war richtig schön.“ Wünschen würde sie sich einen Gesprächskreis, in dem sie sich einfach austauschen kann über ihren Glauben, mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten. „Ich weiß, es braucht Menschen, die anpacken“, meint die junge Frau. „Ich bin bereit dazu und spreche junge Menschen an. Ich würde auch in Kitas und Schulen gehen und lade junge Menschen dazu ein. Damit habe ich kein Problem.

Kirche braucht mehr Angebote für junge Menschen

Kirche sollte ihre Hand ausstrecken und zeigen, dass ihnen junge Menschen wirklich am Herzen liegen.“ Sie hat häufig das Gefühl, in der Kirche hat niemand wirklich Lust auf Jugendliche. Die Veranstaltungen und Angebote sind sehr auf ältere Menschen ausgerichtet. Marlene fehlen attraktive Angebote für junge Menschen. Dabei braucht es aus ihrer Sicht gar nicht viel: einen Ort, ein offenes Ohr und Bibelgeschichten, über die man sich austauschen kann und die für das eigene Leben Mut machen. Einfach Gemeinschaft.

Für sie beginnt jetzt, nach den Ferien, ein neuer Lebensabschnitt. Marlene plant, in der Nähe zu studieren, am liebsten Politikwissenschaften. Was feststeht: Sie möchte sich weiterhin mit ihren Möglichkeiten für ihre Kirche engagieren und Mitglied im Gemeindekirchenrat bleiben. Was für ein Hoffnungszeichen!

Beate Lindauer ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Mittelmark