Marktkirchen-Pastor: Lüpertz-Fenster ist ein Publikumsmagnet

Das Ende Oktober in der hannoverschen Marktkirche installierte Reformationsfenster des Künstlers Markus Lüpertz entwickelt sich aus Sicht des dortigen Pastors zu einem Publikumsmagneten. „Wir erleben eine große Steigerung der Besucherzahlen, und zwar nicht nur von Menschen aus der Region, sondern aus ganz Deutschland“, sagte Pastor Marc Blessing am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Das Kunstwerk war vor sieben Jahren von Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) angeregt worden, einem Freund von Lüpertz. Anlass war das 500. Reformationsjubiläum 2017.

Nach Angaben von Pastor Blessing kommen derzeit pro Woche mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher in die Kirche, um das 13 Meter hohe Buntglasfenster zu sehen. Darunter seien Passanten, Neugierige, Touristen und Kunstfreunde, aber auch Menschen, die gezielt zu Führungen oder Vorträgen über das Fenster kämen. „Wir merken, dass mit dem Fenster eine neue Energie in die Kirche gekommen ist“, sagte Blessing. Die Reaktionen auf das Kunstwerk fielen aber unterschiedlich aus. Es werde viel Zuspruch geäußert, aber auch Ablehnung.

Das spiegelt sich auch in den Reaktionen an der Pinnwand der Kirche wider. „Ich finde das Fenster toll, es regt zu Gesprächen an“, hat jemand auf einem Zettel notiert. Doch gleich daneben heißt es: „Das Fenster finde ich hässlich.“ Die Kirche hatte das Kunstwerk am Reformationstag (31. Oktober) eingeweiht.

Das Fenster in der Südfassade der spätgotischen Backsteinkirche zeigt eine große weiße Figur, die den Reformator Martin Luther (1483-1546) darstellen soll, dazu Motive zur Reformation. Ins Auge fallen zudem fünf dicke schwarze Fliegen sowie ein Gerippe, die das Böse und die Vergänglichkeit symbolisieren sollen.

Schon in der Entstehungszeit sorgte das Kunstwerk für beträchtliche Querelen und Rechtsstreitigkeiten. Spendengelder für das 208.000 Euro teure Fenster, die Schröder bei Unternehmen eingeworben hatte, wurden wegen der Nähe des Altkanzlers zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine umgewidmet und in einen Ukraine-Fonds gesteckt.