Der Begriff der “Maniera”, den der Künstlerbiograf Giorgio Vasari (1511-1574) prägte, steht für den Ausgang der Renaissance in Italien. Damals gewannen die persönliche Handschrift des Künstlers und der Wettstreit um Originalität wachsende Bedeutung gegenüber klassischer Formensprache.
Die Kunst des Manierismus hat viele Facetten: elegant, kultiviert, artifiziell, aber auch kapriziös und extravagant, bisweilen bizarr. Der britische Kunsthistoriker John Shearman brachte den Epochenstil 1967 auf die griffige Formel: “the stylish style”.
Übermut, überbordender Gestaltungswillen, Abkehr von der antiken Klassik und vom reinen Vorbild der Natur sind ebenso typisch für den selbstverliebten Stil der Manieristen wie versteckte Bildbotschaften. Sprießender Lorbeer etwa steht für politisches Wiedererstarken; ein leuchtend roter Umhang für vergossenes Blut der Gegner auf dem Schlachtfeld oder ein brennender Helm für ewigen Frieden, der nun zu stiften ist.
Erstes Zentrum des europäischen Manierismus war Florenz. Nach herkömmlicher Auffassung datiert man den Beginn der Epoche spätestens mit dem “Sacco di Roma”, der Plünderung Roms durch die Söldner Karls V. 1527 – ein politischer Abgesang auf die “Goldene Zeit”. Das Kunstschaffen setzte sich allerdings in dieser beginnenden Phase von politischen Krisen, Kriegen und Hungersnöten unvermindert fort.
Manche Kunsthistoriker sprechen vom Manierismus auch als Spätrenaissance oder Frühbarock – in Abgrenzung von der klassischen Renaissance mit ihren Meistern Raffael, Leonardo, Tizian und Michelangelo. Wichtige Vertreter des Manierismus sind Jacopo Pontormo, Agnolo Bronzino, Andrea del Sarto, Rosso Fiorentino und Vasari selbst. In diese Zeit, die auch das Ende einer eigenständigen Florentiner Kunstgeschichte markiert, fällt auch der “Paragone”, der Streit um den Vorrang von Malerei oder Skulptur als führender Kunst.