Dreyer würdigt Lebensleistung von Frauenrechtlerin Lea Ackermann

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer(SPD) hat die Leistungen der gestorbenen Frauenrechtlerin Lea Ackermann gewürdigt. „Es zeugt von großem Mut und einem unbeirrbaren Willen, mit wie viel Kraft und Stärke Lea Ackermann sich jahrzehntelang für Frauen und Mädchen in Not einsetzte“, sagte sie am Donnerstag in Mainz. „Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe standen im Zentrum ihrer Arbeit.“ Die katholische Ordensschwester und Gründerin der Frauenrechtsorganisation Solwodi war am Dienstag im Alter von 86 Jahren gestorben.

Die am 2. Februar 1937 im saarländischen Völklingen geborene Ackermann hatte zunächst als Bankkauffrau gearbeitet, bevor sie 1960 in den Orden der „Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika“ eintrat. Als Ordensfrau studierte sie Theologie, Psychologie und Pädagogik, promovierte in Erziehungswissenschaften und war in Ruanda sowie Kenia in der Lehrerausbildung tätig. In Kenia gründete sie 1985 auch den Verein Solwodi, dessen Abkürzung für „Solidarity with Women in Distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“) steht. Die Organisation unterstützte Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution.

Im Jahr 1987 folgte dann die Gründung des deutschen Ablegers, der zunächst seinen Sitz im rheinland-pfälzischen Boppard hatte und mittlerweile von Koblenz aus tätig ist. Der Verein betreut in Not geratene Frauen psychisch, gesundheitlich sowie juristisch und verhilft ihnen zu einem Neuanfang. „Heute durchzieht ein Netz von 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten das Land“, teilte Solwodi mit. Jährlich würden über 2.000 Frauen und ihre Kinder beraten und begleitet. Im Juli 2020 hatte Ackermann die Leitung von Solwodi abgegeben und sich fortan in der nach ihr benannten „Lea Ackermann Stiftung“ engagiert. Ziel der Stiftung ist es, Kindern und Jugendlichen in Afrika und weltweit aus Situationen, die sie in ihrer Entwicklung hindern, zu helfen.

Die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker würdigte Ackermann als „starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin“. „Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass gerade die Gruppe der besonders vulnerablen Frauen – Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und mit Gewalterfahrungen – Unterstützung erhalten und eine Stimme bekommen“, sagte sie. „Wir werden sie und ihr Charisma sehr vermissen, und wir werden ihr Andenken hochhalten, indem wir uns mit der gleichen Kraft und Energie weiterhin für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder einsetzen.“

Die Publizistin Alice Schwarzer bezeichnete Ackermann als „unkonventionelle Nonne“, die sich nicht habe bremsen lassen. „Lea wurde eine der vernehmlichsten Stimmen in Deutschland gegen das System Prostitution und für die Bestrafung von Freiern“, schrieb die „Emma“-Herausgeberin in einem Beitrag für die Internetseite des Magazins. Für ihr Engagement erhielt die Ordensschwester unter anderem 2012 das Große Bundesverdienstkreuz und 2014 den Augsburger Friedenspreis.

Die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg, Eva Weber (CSU), würdigte Ackermann als „eine Löwin“, die „unermüdlich mit aller Kraft und Entschlossenheit“ für die Rechte von Frauen, Mädchen und Kindern gekämpft habe. „Sie hat unzähligen Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel geholfen, ihnen eine Stimme und Sichtbarkeit gegeben“, sagte Weber. Die Courage der Ordensschwester habe keine Grenzen gekannt. Der evangelische Regionalbischof des Kirchenkreises Augsburg und Schwaben, Axel Pieper, äußerte sich ähnlich. „Sie war von ihrer Sache überzeugt und hat sie mit aller Ausdauer und vehement verfolgt“, sagte er.

Lea Ackermann war laut Solwodi schon länger gesundheitlich angeschlagen und daher vor wenigen Wochen in ein Seniorenzentrum nach Trier gezogen. Nach einer Operation sei sie aus der Narkose nicht mehr aufgewacht. Ackermann werde in Trier beigesetzt.