Macron wirbt für ein starkes und geeintes Europa

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat bei seinem Besuch in Dresden ein geeintes, souveränes Europa gefordert. „Ich zähle auf Sie, nicht der Versuchung der Spaltung zu erliegen, sondern sich für Freundschaft und Zusammenarbeit zu entscheiden“, sagte er am Montag vor Tausenden Jugendlichen auf dem Dresdner Neumarkt. Europa sei ein Auftrag.

„Der Wind des Autoritarismus weht überall in Europa, deshalb müssen wir aufwachen.“ Die Europäische Union sei die Grundlage für Freiheit und Kultur. „Wir müssen engagiert sein“, sagte Macron. Ein vereintes Europa zu schaffen, sei eine beständige Aufgabe. Der französische Präsident unterstrich zugleich die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft.

In einer Welt der Unordnung brauche es die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und sich für Demokratie einzusetzen, betonte Macron: „Wenn wir nicht humanistisch sind, dann wird eine Welt entstehen, in der nur noch Extreme herrschen:“

Der französische Präsident forderte überdies eine gemeinsame Sicherheitsstruktur für die Europäische Union. Die Einigung Europas werde erst mit einer gemeinsamen Verteidigung vollzogen sein. Dafür sei ein neues Sicherheitskonzept nötig, sagte Macron: „Wir sollten entschlossen als Europäer handeln.“

Beim Jugendfest „Fete de l’Europe“ vor der Dresdner Frauenkirche hatten sich mehr als 10.000 vor allem junge Menschen versammelt. Macron forderte in seiner Rede zudem, auch in der digitalen Welt, Humanismus und Demokratie zu verteidigen. In den digitalen Blasen der sozialen Netzwerke habe die Demokratie keinen Platz mehr.

Europa müsse jetzt die richtigen Entscheidungen treffen. „Wir müssen mehr Wagemut zeigen, um europäische Investitionen zu tätigen“, betonte Macron. Er forderte mehr Mittel für den EU-Haushalt und eine gemeinsame Schuldenstrategie.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) würdigte den Besuch Macrons als „ein geniales Zeichen und ein positives Signal“. Den Jugendlichen auf dem Neumarkt rief er zu: „Auf euch kommt es an, wenn Europa eine Zukunft haben soll.“

Am Bühnenprogramm des Jugendfestes waren unter anderem der DJ „Alle Farben“ und der Sänger Clueso beteiligt. Jugendchöre aus Dresden und Polen sangen nach Macrons Rede gemeinsam die Europahymne „Ode an die Freude“ von Ludwig van Beethoven (1770-1827).

Macron und seine Frau Brigitte statten auf Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seit Sonntag in Deutschland einen Staatsbesuch ab. In Dresden besuchten sie unter anderem die Frauenkirche. Sie trugen sich dort ins Gästebuch des Freistaates Sachsen und ins Goldene Buch der Stadt ein.

Am Dienstag will der französische Präsident nach Münster weiterreisen. Dort erhält er zum Abschluss seines Besuchs den internationalen Preis des Westfälischen Friedens. Die Auszeichnung ehrt Menschen und Organisationen, die ein Vorbild für Ausgleich und Frieden sind.

Es ist der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten in Deutschland seit 24 Jahren. Bereits im Sommer 2023 war ein solcher Besuch geplant. Macron hatte diesen jedoch wegen tagelanger Ausschreitungen in Frankreich kurzfristig abgesagt.