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LWL-Archäologie schafft modernen 3D-Scanner an

Die LWL-Archäologie für Westfalen hat ihr umfangreiches Archiv in Münster digitalisiert und setzt künftig vermehrt auf 3D-Modelle zur Vermittlung von Originalfunden. Dazu sei das vom Fraunhofer Institut entwickelte Gerät „CultArm3D“ angeschafft worden, das hochauflösende 3D-Scans von Kulturgütern erstellen kann, teilte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Donnerstag mit. Artefakte könnten damit schnell und präzise digitalisiert werden, um computergenerierte Virtual-Reality-Simulationen sowie für Ausstellungen detailgetreue Kopien aus Kunststoff zu erstellen. Der Preis betrug demnach rund 100.000 Euro.

Zum Scannen dürfen die Originalfunde maximal 50 Kilogramm wiegen und höchstens eine Größe von 100 mal 130 Zentimeter haben. „Aber auch ganz kleine Funde von weniger als acht Zentimetern kann das Gerät mit einem Makro-Objektiv exakt erfassen“, sagte Restauratorin Jule Materlik von der LWL-Archäologie. Dabei umkreist eine an einem Roboterarm befestigte Kamera das Objekt und lichtet es von allen Seiten ab. Aus den Bildern errechnet der Computer über Nacht ein in Farbe und Details realitätsgetreues 3D-Modell. Aus Tausenden Einzelfotos entsteht daraufhin ein Video.

Die LWL-Archäologie für Westfalen betreut die jährlich rund 300 Ausgrabungen in der Region Westfalen und Lippe. Im Fundarchiv in Münster lagern den Angaben zufolge 91.000 Kartons auf über zwölf Regalkilometern. Hinzu kommen tausende Exponate im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne, im LWL-Römermuseum in Haltern am See und im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn. „Jährlich verleihen wir 300 bis 400 Objekte meist für Sonderausstellungen“, sagte Birgit Münz-Vierboom, Leiterin der Zentralen Dienste der LWL-Archäologie.

Der „CultArm3D“ erweitere nun die Möglichkeiten, hieß es. „Mit unserer neuen 3D-Technik werden Originalfunde, die etwa aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit nicht mehr ausgeliehen werden können, geschont, aber dennoch als 3D-Objekte für die Öffentlichkeit erlebbar“, erklärte Münz-Vierboom. Weitere Einsatzmöglichkeiten sieht sie zum Beispiel bei komplizierten Ergänzungen in der Restaurierung.

Die erste archäologische Ausstellung, die mithilfe des 3D-Scanners entstand, ist ab 23. August in Herford zu sehen. Am „Bodendenkmal Reichsstift“ können Interessierte an Medienstationen digitale Bilder der 1.200 Jahre alten Funde studieren, deren Präsentation im öffentlichen Raum ohne kostspielige Bewachung und Klimatisierung gar nicht möglich wäre. Auch das LWL-Museum in Herne setzt in seiner kommenden Sonderschau „Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet“ auf das moderne Verfahren und präsentiert ab 3. Oktober VR-Simulationen sowie Kunststoff-Kopien.