Lückenlos auf des Reformators Spuren

Mit der Auszeichnung der Lutherweg-Teilstücke in den Dekanatsbezirken Weißenburg und Nürnberg am ersten Maiwochenende kommt Michael Kummer seinem Ziel ein Stück näher: Der bayerische Beauftragte der Deutschen Lutherweg-Gesellschaft (DLWG) will die in Bayern liegenden Wege, auf denen der Reformator Martin Luther gewandert sein soll, „erkennbar und spirituell erlebbar machen“, sagt Kummer.

„Auf dem Weg Gott begegnen“ hat Martin Luther einmal sein Selbstverständnis als Pilger umschrieben. Diese Idee liegt der 2008 gegründeten DLWG mit Vertretern von evangelischen Landeskirchen, Politik, Tourismus- und Wanderverbänden, Wirtschaft und Bildung sowie Einzelpersonen zugrunde. Pilgern entlang der Routen, die der Reformator einst auf seinen Reisen zurückgelegt hat. Wer den Lutherweg geht, soll neben spiritueller Einkehr auch viel Geschichtliches erfahren.

Aber ist Martin Luther wirklich auf diesen Routen gelaufen? „Es gibt immer wieder Leute, die behaupten, Luther hätte hier oder da übernachtet, das habe schon die Großmutter immer erzählt“, berichtet er. In der Regel richte sich die DLWG aber nach den verbrieft dokumentierten Wegen des Reformators: etwa die Handelsstraße von Stettin nach Rom, die heute in etwa der Bundesstraße 2 entsprechende „Via Imperii“ in den Süden.

Nachweisen lässt sich Luthers Aufenthalt auf jeden Fall in Nürnberg, wie auch Stadtdekan Jürgen Körnlein weiß: „Martin Luther hat Nürnberg gelobt als Sonne unter Mond und Sternen, denn es war eine ganz zentrale Stadt für die Reformation.“ In Nürnberg lohne sich der Start einer Lutherweg-Tour am Pilgerzentrum St. Jakob. Von dort führt der Weg über die Stadtgrenze bei Wolkersdorf weiter nach Weißenburg.

Übernachtet habe Luther laut Kummer des Öfteren im Nürnberger Augustinerkloster – das heute ein Parkhaus ist, an dem immerhin eine Gedenktafel an seine Durchreisen erinnert. In den „Tischreden“ überliefert sind Erwähnungen seiner Reisen und Orte wie die damals große Reichsstadt Weißenburg oder Monheim, wo Luther in einem Gasthof übernachtete. Besonders bekannt ist seine Station in Augsburg, wo er vom päpstlichen Sondergesandten Kardinal Thomas Cajetan verhört wurde.

Im Dekanat Schwabach und dem Landkreis Roth sind bereits im vergangenen Jahr jeweils etwa 20 Kilometer lange Routen entlang historischer Handelswege vorgestellt worden, auf denen Luther vermutlich 1510 nach Rom und 1518 nach Augsburg unterwegs war.

Nun soll das insgesamt rund 3.000 Kilometer lange Wegenetz der Routen, die überwiegend in Mitteldeutschland liegen, auf bayerischem Boden weiter ausgebaut werden. „Man kann den Schildern des Lutherwegs folgend jetzt von der Schwabacher Dekanatsgrenze südlich von Spalt über Nürnberg und Weißenburg bis an die Dekanatsgrenze nach Pappenheim gehen“, freut sich der Historiker Kummer über den Lückenschluss.

Das nächste Teilstück im Dekanat Pappenheim sei schon erkundet. Nun müssten die Schilder mit dem charakteristischen, grünen „L“ angebracht werden. Der Wegschluss bis ins Dekanat Augsburg sei zum Greifen nahe. Dort gebe es eine eifrige Projektgruppe, die ihnen quasi entgegenkäme.

Gerade hapere es noch etwas an Mitstreitern im Dekanat Donauwörth. Kummer ist aber zuversichtlich, in zwei Jahren den lückenlosen Schluss von Nürnberg nach Augsburg hinzubekommen.

Dann wolle man Richtung Coburg weitermachen, wo Luther auf seiner Pilgerreise nach Rom 1510/11 sowie acht Jahre später zur „Heidelberger Disputation“ Rast machte. Ein bereits vorhandenes kleines Coburger Teilstückchen des Lutherweges verläuft auf dem Rennsteig nach Thüringen – der „Lutherweg“.

Während die Schilder auf dem Lutherweg in Sachsen-Anhalt jetzt mit QR-Codes versehen sind, hinter denen sich weiterführende Online-Informationen finden, sind die mittelfränkisch-schwäbischen Stationen noch mit herkömmlichen Schildern ausgestattet. Dafür gebe es aber unter www.lutherweg-bayern.de seit wenigen Monaten für die bayerischen Strecken ausführlicher beschriebene Seiten, mit deren Hilfe sich die Routen sehr gut planen ließen, erklärt Kummer.

Der ehemalige Berufssoldat ist mittlerweile auch zertifizierter Pilgerbegleiter. Für ihn hat der Lutherweg nicht nur eine touristische Komponente: „Er bietet einen niederschwelligen Zugang zur Kirche für Menschen, die sich ihr fremd fühlen oder denen sie fremd geworden ist.“ (00/1329/26.04.2024)