Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah (74) hält am Sonntag in Marbach die diesjährige Schillerrede. Der aus Tansania stammende Gurnah schreibe humorvoll und ironisch, erzähle dabei aber von schwierigen Themen wie den Auswirkungen von Kolonialismus, teilte das Deutsche Literaturarchiv (DLA) in Marbach mit. Die Rede wird am Sonntagvormittag ab 11.00 Uhr auf Youtube übertragen. Mit der Schillerrede wird jährlich an den am 10. November 1759 in Marbach geborenen Friedrich Schiller erinnert.
“Sprachlich präzise und mit erzählerischer Wucht entwirft er Gesellschaftsepen von eigener Poesie”, so das DLA über Gurnah. Dabei sei der deutsche Kolonialismus in Ostafrika ebenso Thema wie Flucht und Migration und das Nebeneinander von Kulturen. Für sein Wirken erhielt Gurnah im Jahr 2021 den Literaturnobelpreis.
Bei der Aufarbeitung der Kolonialzeit gebe es in Deutschland eine Diskrepanz zwischen der breiten Bevölkerung und ihrem akademisch gebildeten Teil, so Gurnah in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im vergangenen November. “Literatur kann dazu beitragen, diesen Graben zu überwinden”.
Im vergangenen Jahr hielt der deutsch-österreichische Autor Daniel Kehlmann die Schillerrede. Frühere Redner waren der Virologe Christian Drosten, der Grünen-Politiker Cem Özdemir und der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker.