Literatin Annette Pehnt: Dichtende Computer sind keine Bedrohung

Die künstliche Intelligenz ChatGPT kann Texte und Gedichte schreiben. Das sorgt für viel Diskussion unter Künstlern. Für Autorin Annette Pehnt kein Grund zur Sorge.

Annette Pehnt bekleidet seit 2018 eine Professur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim
Annette Pehnt bekleidet seit 2018 eine Professur für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität HildesheimImago / teutopress

Die Schriftstellerin Annette Pehnt hat keine Angst vor einer technischen Entwicklung, bei der auch Künstliche Intelligenz Gedichte und Romane schreiben kann. „Das hat eine Menge sehr interessante Konsequenzen“, sagte die Professorin am Literaturinstitut in Hildesheim mit Blick auf Programme wie den Chatbot GPT im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst.

„Wir diskutieren viel darüber, wie wir als Schreibende mit Künstlicher Intelligenz umgehen wollen – und diese Fragen finde ich persönlich nicht bedrohlich, sondern höchst spannend“, betonte Pehnt anlässlich des Welttages der Poesie am 21. März. Mit dem Ende November im Internet veröffentlichten und frei zugänglichen Sprachassistenten ChatGPT soll es auch möglich sein, Gedichte zu schreiben oder wissenschaftliche Arbeiten zu verfassen.

„Neue, irritierende Wörter“

Pehnt, die gerade ihren neuen Roman „Die schmutzige Frau“ bei Piper veröffentlicht hat, warb für ein „poetisches Denken“. „Poesie hat so viele Möglichkeiten. Sie kann Halt geben, trösten und festigen. Aber sie kann auch das Gegenteil. Poesie kann mir den Boden unter den Füßen wegziehen“, sagte sie.

Mit Blick auf Kriege, politische Konflikte oder die Klimakrise sei es wichtig, sich immer wieder neu zu orientieren. Das gelte auch im Umgang mit der Sprache. „Die Poesie sucht immer wieder neue, irritierende Wörter, die uns vielleicht locken in andere Vorstellungen, die uns einladen in ein offeneres Denken. Das wäre jedenfalls eine Hoffnung.“

Gedichtvortragen wiederbeleben

Das poetische Denken lasse sich üben, die Schärfung der Wahrnehmung, die Beobachtungsgabe und die Sorgfalt mit der Sprache, erläuterte sie. „Man kann immer wieder dazu einladen und Impulse anbieten.“ Sie selbst lerne ständig von ihren Studierenden, wenn es darum gehe, es sich nicht bequem zu machen und alte Sprechweisen zu hinterfragen.

Am 21. März feiern die Vereinten Nationen, die Unesco, gemeinsam mit zahlreichen Institutionen auf der ganzen Welt die Vielfalt und Kraft der Poesie. Die Unesco hatte den Gedenktag 1999 ausgerufen. Ziel ist es, sprachliche Vielfalt durch poetische Ausdrucksformen zu fördern und bedrohten Sprachen mehr Gehör zu verschaffen. Der Tag soll Anlass bieten, um Dichterinnen und Poeten zu ehren, mündliche Traditionen des Gedichtvortragens wiederzubeleben, das Lesen, Schreiben und Lehren von Poesie zu fördern.