Leipziger Festakt zum 35. Jahrestag der friedlichen Revolution

Mit einem Festakt im Leipziger Gewandhaus und anschließendem „Lichtfest“ begeht die Stadt Leipzig am 9. Oktober den 35. Jahrestag der friedlichen Revolution von 1989 in der DDR. Dazu wird unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit einer Rede zur Demokratie erwartet. Zudem werde die ehemalige Bundesbeauftragte für die Unterlagen der Staatssicherheit, Marianne Birthler, beim Festakt sprechen, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Donnerstag.

„Wir wollen nicht nur erinnern, sondern auch Mut machen“, sagte Jung. Gerade in herausfordernden Zeiten müsse ein demokratisches und friedliches Miteinander jeden Tag errungen werden. „Wir wollen voller Zuversicht für Freiheit und Demokratie streiten“, sagte der SPD-Politiker.

Der Leipziger Pfarrer Bernhard Stief kündigte für den 9. Oktober das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche an. Predigen wird in diesem Jahr Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz. Stief hob die Bedeutung der Friedensgebete hervor, die seit 1982 regelmäßig in der Nikolaikirche stattfinden.

Sie seien auch ein „untrennbarer Bestandteil der friedlichen Revolution“ geworden. Die Montagsdemonstrationen 1989 hätte es ohne Friedensgebete nicht gegeben, sagte Stief. Sie fanden in Leipzig und anderen Städten jeweils im Anschluss an die Friedensgebete in den Kirchen statt. Stief erinnerte: „Menschen sind damals mit Sorgen und Ängsten in die Kirche gegangen und mit Hoffnung wieder herausgekommen.“ Der „Gedanke der Hoffnung“ solle auch zum Jubiläum vermittelt werden.

Am 9. Oktober 1989 demonstrierten in Leipzig mehr als 70.000 Menschen für Demokratie, Presse- und Meinungsfreiheit. Der Massenprotest gilt als entscheidende Wegmarke der friedlichen Revolution in der DDR. Wenige Wochen später fiel die Berliner Mauer. Auch in anderen ostdeutschen Städten gingen im Herbst 1989 tausende Menschen auf die Straße.

Nach dem Friedensgebet in der Nikolaikirche schließt sich am 35. Jahrestag das abendliche „Lichtfest Leipzig“ an. Entlang der historischen Demonstrationsroute von 1989 auf dem Innenstadtring sind künstlerische Installationen und Lichtprojekte geplant. Mehr als 20 lokale, nationale und internationale Künstlerteams sind beteiligt.

Der Mut der Demonstrierenden im Oktober 1989 ging in die Geschichte ein. Laut späteren Auswertungen von Wissenschaftlern sollen in Leipzig damals sogar weit mehr als 100.000 Menschen protestiert haben. Jung betonte: „Ich bin immer wieder voller Respekt für die Menschen, die an diesem 9. Oktober auf die Straße gegangen sind und das System friedlich hinweggefegt haben.“ Heute wolle Leipzig dieses Datum auch nutzen, um europäische Brücken zu schlagen. Zum Jubiläum seien Vertreter von Partnerstädten eingeladen, darunter aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Bereits am 2. Oktober soll der Siegerentwurf des Wettbewerbs für das Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal bekanntgegeben werden. Am 9. Oktober seien dann alle eingebrachten Entwürfe im Paulinum der Universität Leipzig zu sehen. 36 Bewerber hatten im Juni die Zustimmung zur Teilnahme am Wettbewerb erhalten. Die Umsetzung des Siegerentwurfs soll im Oktober 2025 starten.