Lehrerpräsident Düll sieht „Verfassungsviertelstunde“ kritisch

Bayerns Schülerinnen und Schüler sollen sich künftig einmal pro Woche mit der Verfassung und dem Grundgesetz befassen. Kritik an diesem Plan übt nun der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll. Er sagte der „Mediengruppe Bayern“ mit den Blättern „Passauer Neue Presse“, „Donaukurier“ und „Mittelbayerische Zeitung“ (Freitag) zu dem Vorhaben der Staatsregierung, eine „Verfassungsviertelstunde“, einzuführen: Die Absicht, die demokratische Grundordnung stärken zu wollen, sei nachvollziehbar. Ihm missfalle aber, dass eine gesellschaftliche und politische Aufgabe vor allem von den Schulen gelöst werden solle.

Nach Ansicht von Düll wäre es sinnvoller, dass Schulen, Familien und gesellschaftliche Institutionen gemeinsam dieses Ziel verfolgten. Die Schulen leisten seinen Worten nach schon viel für die politische Bildung der Schüler. „Bei der ‚Verfassungsviertelstunde‘ kommt es auf die Umsetzung an, dass sie nicht zu einer Pflichtübung verkommt.“ Auch wenn es allgemeine Konzepte geben werde, so müsse „doch jede Lehrkraft die richtige Herangehensweise für die jeweilige Gruppe finden. Da passen keine Schablonen.“

Der Deutsche Lehrerverband begrüße indes, dass sich das bayerische Kultusministerium bei der Umsetzung Zeit lassen und keinen Schnellschuss abliefern wolle, erklärte der Präsident. Die Frage sei aber auch, welche Informationsmenge und welches Maß an Beschäftigung damit und Diskussion darüber man sinnvoll in einer Viertelstunde unterbringen könne: „Sollen angeregte Gespräche dann nach 15 Minuten einfach unterbrochen werden? Oder dass dann die ganze Schulstunde unter diesem thematischen Aspekt steht?“ Dies könne je nach Thema durchaus gut und wichtig sein, es könne aber auch zu Lasten des Lehrstoffes gehen, gab Düll zu bedenken.