Lauterbach will Reform der Notfallversorgung voranbringen

Überfüllte Notfallambulanzen und genervte Patienten: Der Streit über die Notfallversorgung schwelt schon lange. Jetzt hat der Bundesgesundheitsminister Eckpunkte für eine Reform vorgelegt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)Imago / Jürgen Heinrich

Die medizinische Notfallversorgung in Deutschland soll grundlegend reformiert werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat dazu in Berlin Eckpunkte vorgestellt. Sein Ziel: eine bessere Erreichbarkeit von Ärzten außerhalb der üblichen Sprechzeiten, konkrete Vorgaben für telemedizinische Angebote und Hausbesuche sowie eine bessere Steuerung der Patienten und eine engere Kooperation von ärztlichem Bereitschaftsdienst und Krankenhäusern. Das Gesetz soll im Januar 2025 in Kraft treten

„Im Notfall sollen Patientinnen und Patienten dort behandelt werden, wo sie am schnellsten und am besten versorgt werden. Das muss nicht immer das Krankenhaus sein“, erklärte der Gesundheitsminister. In vielen Fällen sei der ärztlich Notdienst sehr viel sinnvoller. Häufig reiche auch der Besuch am nächsten Tag in der Hausarztpraxis.

Notdienstnummern von Rettungsdienst und Kassenärzten sollen vernetzt werden

Lauterbach wies darauf hin, dass die Notfallzentren der Kliniken oft überfüllt seien, auch mit Patienten, die nicht im Krankenhaus versorgt werden müssten. Um die Patienten besser zu steuern, sollen laut den Eckpunkten die Notdienstnummern von Rettungsdienst (112) und Kassenärzten (116 117) vernetzt werden. Bundesweit sollen an Krankenhäusern Integrierte Notfallzentren mit einer zentralen Ersteinschätzungsstelle aufgebaut und die ambulanten Notdienststrukturen gestärkt werden.

Ärzte und Gesundheitspolitiker beklagen seit Jahren eine Fehlsteuerung bei der Patientenversorgung in Notfällen. Bei den Krankenhäusern klagen die Notfallambulanzen über Überlastung. Patienten wiederum beschweren sich über extrem lange Wartezeiten. Viele Patientinnen und Patienten nutzten die Notfallnummer 112 auch bei kleineren und chronischen Erkrankungen oder bei Einsamkeit.

Ein Drittel der Patienten komme mit Bagatell-Erkrankungen in die Notaufnahmen

Die Zahl der Notfallpatientinnen und -patienten in Deutschland hat zuletzt deutlich zugenommen: von 24,9 Millionen im Jahr 2009 auf 27,8 Millionen im Jahr 2019. Allein die Zahl der von Krankenhäusern behandelten Notfallpatientinnen und -patienten stieg dabei von 14,9 Millionen 2009 auf 19,1 Millionen 2019 und damit um 28 Prozent.

Ein Drittel der Patienten komme mit Bagatell-Erkrankungen in die Notaufnahmen; sie könnten genauso gut vom Hausarzt oder vom Notdienst der niedergelassenen Ärzte behandelt werden, heißt es. Vielen Bürgern sei nicht klar, dass sie statt der Notrufnummer 112 auch die ärztliche Bereitschaftshotline 116117 anrufen können.