Lauterbach startet Bundes-Klinikatlas neu

Das Ziel war klar: Patienten sollen sich im Internet schnell über das beste Krankenhaus für ihre Behandlung informieren können. Doch dann herrschte Chaos. Der Bundesgesundheitsminister verspricht ein Update.

Nach heftiger Kritik von Krankenhäusern und Verbänden startet Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Klinikatlas neu.

“Wir unterziehen den Klinik-Atlas einem umfassenden Update, machen ihn für Patientinnen und Patienten sehr viel leichter verständlich”, sagte Lauterbach der “Rheinischen Post” (Mittwoch). Bisher mache der Atlas für 23.000 verschiedene Eingriffe detaillierte Angaben, was für viele Bürger und Hausärzte unübersichtlich sei. “Nun wollen wir zunächst für die 20 wichtigsten Eingriffe zeigen, wie gut welches Haus hier ist.” Dazu fasse man Gruppen von Krankheiten zusammen. “Der neue Atlas soll schon in wenigen Tagen starten”, kündigte der SPD-Politiker an.

Der Bundesklinik-Atlas war im März an den Start gegangen. Er soll Patienten über die Qualität der Krankenhäuser, die Zahl der entsprechenden Eingriffe und Fehlerquoten aufklären. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft und zahlreiche Mediziner hatten kein gutes Haar an dem Projekt des Gesundheitsministeriums gelassen: Es gebe einen hohen Anteil an falschen Fallzahlen und, Angaben zum Pflegepersonal und fehlende Angaben zu Qualitäts-Zertifikaten. Kritiker forderten die Abschaltung des Projekts und verwiesen darauf, dass die Krankenhausgesellschaft seit 2002 ein ähnliches Verzeichnis anbiete. Auch bei verschiedenen Krankenkassen gebe es Wegweiser für die Suche nach einer passenden Klinik.

Wie die “Rheinische Post” weiter berichtet, sollen Patienten beim Update des Bundesklinikatlas auf der Startseite über größere Kacheln mit allgemeinen Begriffen wie zum Beispiel Krebs, Herz oder Knochen und Gelenke geführt werden. Dahinter fächern sich dann einzelne Erkrankungen und Operationen auf wie Darmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Bypass- und Stent-Operationen. Später sollen weitere wichtige Gruppen von Krankheiten folgen.

Die Grafiken geben künftig für Kliniken einer Region an, wie häufig sie eine bestimmte Krankheit behandeln. “So kann der Patient leicht gute und weniger gute Kliniken erkennen: Wir differenzieren dabei mit einem Tachosystem, wer überdurchschnittlich viele oder wenige Behandlungen pro Jahr macht”, erläuterte Lauterbach. “Komplizierte Eingriffe sollten wir nur denjenigen überlassen, die ausreichend Erfahrung haben. Im klinischen Alltag ist Routine Gold wert”, unterstrich er.

Die Kritik, die es an der ersten Version gegeben hatte, wies Lauterbach zurück: “Zum großen Teil ist sie unberechtigt. Die verwendeten Behandlungsdaten, hinter denen 16 Millionen Versicherte stehen, stimmen. Wären Daten falsch gewesen, hätte ich den Atlas vom Netz genommen”, so der Minister. “Die Debatte hat aber auch gezeigt, dass der Atlas zu komplex für Laien ist. Nun gehen wir den amerikanischen Weg: Wir sind pünktlich mit einer Version gestartet, im zweiten Schritt bringen wir eine verbesserte Version an den Start.”