“Lauchhammer” – spannende Krimiserie in einer Region im Umbruch

Der Fund einer toten Frau und die Rückkehr des ermittelnden Kommissars in seine Heimat lösen im Sechsteiler “Lauchhammer” den Stillstand und den Muff von Jahren auf.

In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:

Für LKA-Ermittler Maik Briegand (Misel Maticevic) ist der Mordfall an einer jungen Frau quasi ein Heimspiel. Er wuchs im Wohnort des Opfers im brandenburgischen Braunkohlerevier einst selbst auf, als Sohn eines örtlichen Polizisten. Doch mittlerweile ist es mit der Gegend steil bergab gegangen. Zusammen mit einer engagierten Kollegin (Odine Johne) macht er sich an die Ermittlungen, bei denen Spuren zu Klimaaktivisten, einer Drückerkolonne und in die unverarbeitete Vergangenheit führen.

Die sechsteilige Serie von Till Franzen, die Arte hintereinander an einem Stück zeigt, verortet ihre Story klug und beziehungsreich vor einem Stück deutscher Industriegeschichte. Die DDR-Vergangenheit sowie die Wende- und Nachwendezeit und der damit einhergehende Strukturwandel spiegeln sich in den Schicksalen der Figuren.

Die Kamera von Felix Novo de Oliveira gibt den Szenerien in entsättigten Farben mitunter einen Hauch von Postapokalypse, die Hauptdarsteller überzeugen als spannungsvoll ungleiches Ermittler-Duo.

Eine junge Frau liegt tot am Seeufer, der Körper wurde offenbar aus dem Wasser gezerrt. Die heimische Polizei um Andre Pötschke (Marc Hosemann) hat das Gelände abgesperrt. Trotzdem zertrampeln Schaulustige wichtige Spuren und beobachten neugierig die Spurensicherung. Sehr zum Ärger von Maik Briegand (Misel Maticevic, bekannt aus “Im Angesicht des Verbrechens”, “Babylon, Berlin”, “Oktoberfest 1900) und seiner spröden Kollegin Annalena Gottknecht (Newcomerin Odine Johne). Die Kommissare aus Cottbus und Leipzig übernehmen die Ermittlungen.

Briegand verließ nach der Wende seine Heimat in der Niederlausitz, um der drückenden Atmosphäre zu entfliehen. Mutter und Stiefvater (Petra Kelling, Christian Grashoff), Bruder (Christian Kuchenbuch), Ex-Frau (Julischka Eichel) und Tochter (Ella Lee) leben noch heute dort.

Diese Familienkonstellation ist eine der Triebfedern der Handlung in der hochkarätigen Krimiserie, die Till Franzen nach einem Buch von Frauke Hunfeld und Silke Seitz inszenierte. Arte strahlt alle sechs jeweils 45-minütigen Folgen hintereinander aus.

Die Serie führt in eine Region im Umbruch. Die Tagebaue haben die Lausitz in eine Mondlandschaft verwandelt. Doch die Tage der Braunkohle sind gezählt. In den kilometerlangen, tiefen Gruben entsteht seit Jahrzehnten die “Lausitzer Ostsee”. Die Menschen müssen sich neu orientieren, so wie sie es vor 30 Jahren schon einmal mussten, als die Wende ihr Leben grundlegend veränderte. Aber die vertuschten Geheimnisse der Vergangenheit beeinflussen das Geschehen und bestimmen das Handeln von Heute.

Unter den Verdächtigen ist auch Briegands Jugendfreund Oliver (Lukas Gregorowicz), der unter einem Trauma leidet, an dessen Entstehen sich auch Briegand nur ungerne erinnert. Im Gegensatz zu Gottknecht will er auch nicht ausschließen, dass ein nie gefasster Sexualtäter erneut sein Unwesen treibt.

Briegands Vater Karl (Uwe Preuss), in dessen Fußstapfen er einst im Ort treten wollte, verzweifelte, weil er in den 1980ern den Mord an einer jungen Frau nicht aufklären konnte. Stasi und Vorgesetzte zogen die Ermittlungen an sich; die Eltern des Opfers leben bis heute im Ungewissen. Die Tat wurde vertuscht, niemand wollte die Bevölkerung beunruhigen. Während die Verantwortlichen für das Schweigen nach der Wende Kariere machten, fand Karl seinen einzigen Freund im Alkohol.

Wie damals sind auch heute die Kollegen vor Ort alles andere als begeistert, dass sie Verstärkung von den Experten erhalten. Womit ein weiteres Spannungsfeld aufgebaut ist.

Till Franzen fügt die verschiedenen Fäden zu einer stringenten und spannenden Story zusammen, die den Zuschauer wie in einem Sog in die Handlung hineinzieht. Zugleich wird das Wiederauftauchen von Maik zum Beginn des Aufbrechens von Verkrustungen und Anstoß für Veränderungen für den Einzelnen.